Bereit für Veränderung
»(Un)Learning for possible futures« ist das Motto in diesem Jahr. Es soll inne gehalten werden, bevor alles wieder so weiter geht, wie es einmal war, bevor die Corona-Pandemie so vieles veränderte. Vor gut einem Jahr erhielten Anne Mahlow, Sina-Marie Schneller und Margo Zālīte die künstlerische Leitung des seit 1985 alle zwei Jahre stattfindenden Dortmunder Theater-, Tanz- und Performancefestivals der Freien Szene Nordrhein-Westfalens. Für das Trio war während der Pandemie das Glas halb voll.
Jetzt kann und muss man über Zukunft diskutieren. Sie begutachteten 500 Werke, um unterschiedliche aktuelle Sichtweisen und Positionen kennenzulernen und fünf Schwerpunkte der 2022er-Ausgabe aus den Themen der Freien Szene abzuleiten. Grob geordnet ist das FAV22-Programm in die Bereiche Queer-Feminismus und Körper, Fragilität, Begegnung und Pandemie, Kanon-Überschreibung und Privilegien sowie Klima und Zukunft eingeteilt.
Die 30 Werke werden ab dem 15. September an Dortmunder Stätten oder per Mediathek präsentiert und umfassen neben Darbietungen auch Walks, Workshops, Installationen und Interventionen. Zudem wurde mit der Programmlinie »(Un)Learning Distances« ein internationales Residenzprogramm initiiert, das die Fortschritte in der virtuellen Kommunikation während der Pandemie im Namen grenzüberschreitender künstlerischer Dialoge weiterführt. Denn manche haben sich zuletzt in die Ferne gewendet; so zeigt eine Gemeinschaft von Theatermacher*innen aus Deutschland und Syrien ihr Projekt »Overdose« im Stream, mit zwölf Darsteller*innen, die auf der Bühne einem Orakel dienen.
Das Publikum kann an vielen Stellen Gedanken einbringen. Zum Beispiel bei Mallika Tanejas per Zoom aus Indien einberufenen Performance »Allegedly«, in der Perfomer*innen über sexuelle Gewalt und persönliche Dilemmata sprechen, oder beim Live-Online-Multiplayer-Theater-Game »Der erste Kontakt« von Anna Kpok (Bochum) per Computer und Smartphone, das einem wichtige Zukunftsentscheidungen abverlangt. Um Zukunft geht es auch im »Denkraum der Utopien — eine Performance der Wissenschaften« von Grüneberg/Kerklau (Münster), die sich die Forderungen von Fridays for Future zu eigen machen: Wie können wir gemeinsam eine klimagerechte Transformation bewerkstelligen? Auch durch Anfahrt im Regionalzug — von Köln nach Dortmund in 90 Minuten.
Dortmund, 15.-25.9.,
favoriten-festival.de