Geht der Klimaschutz den Bach runter? Blick stromabwärts auf die Rodenkirchener Brücke

Spurwechsel

Im Kölner Süden soll die Autobahn A4 ausgebaut werden. Gegen das Großprojekt regt sich Widerstand

Seit Jahren sind die Pläne öffentlich. Es wäre eines der größten Bauprojekte in Köln. 2030 könnten die Arbeiten beginnen und zehn Jahre dauern. Im Bundesverkehrswegeplan zählt es zu den Bauvorhaben mit »vordringlichem Bedarf«. Doch in der Kölner Politik und Öffentlichkeit findet das Projekt wenig Anklang: Die A4 soll zwischen dem Autobahnkreuz Gremberg und dem Kreuz Köln-Süd von sechs auf acht Spuren ­erweitert werden, wofür zudem wohl ein Neubau der Rodenkirchener Brücke nötig wäre.

»Das ist bei vielen Bürgern noch nicht angekommen«, sagt Petra Heller von »A4 Minus«. Deshalb demonstrierte die Initiative im September vor Ort. Denn die Autobahn GmbH des Bundes, verantwortlich für die Planung, hat mit der Vorplanung begonnen — nach deren  Gutachten ist der Ausbau sinnvoll und unbedenklich. A4 Minus kritisiert jedoch, dass an den Ufern Teile des Grüngürtels und Landschaftsschutzgebiete, etwa das Gremberger Wäldchen, zerstört werden könnten. Auch das Verkehrsgutachten habe »bedenkliche Lücken«, sagt Heller. Berücksichtigt werde nur, dass der Autoverkehr fließe, ausgehend von der Annahme, dass der Verkehr immer weiter zunehme. ­»Einer Mobilitätswende wird das nicht gerecht!« Heller ist enttäuscht, dass das Projekt in der Kölner Politik und Verwaltung kaum Thema sei. »Da heißt es immer: Das ist Sache vom Bund«, sagt Heller. »Das Projekt mag beim Bund angesiedelt sein, aber letztlich geht die Autobahn durch städtisches Gebiet.« Das Projekt könnte mehr Autoverkehr in eine Stadt lenken, die eigentlich eine Verkehrswende ausgerufen hat.


Einer Mobilitätswende wird das nicht gerecht!
Petra Heller, Initiative A4 Minus

Friedrich Jeschke kennt die Kritik. Der Volt-Politiker ist Fraktionschef von Volt und der Linken im Regionalrat. Seine Fraktion hatte in der Verkehrskommission zu Beginn des Jahres eine Resolution eingebracht, um den Bundesverkehrswegeplan für Projekte im Regierungsbezirk Köln zu überarbeiten. Anlass war die Rheinspange 553, eine neue Rheinbrücke im Kölner Süden. »Ich halte den Bundesverkehrswegeplan für überholt«, sagt Jeschke. Großprojekte wie A4-Ausbau oder Rheinspange seien »reine Autoprojekte« und nicht zeitgemäß. Weder Klimawandel und Umweltschutz noch veränderte Mobilitätsbedürfnisse seien ausreichend berücksichtigt. »Aber wenn man es macht, sollte man es intelligent machen. Die Akzeptanz für einen Neubau der Rodenkirchener Brücke wäre womöglich größer, wenn er die Mobilitätswende voranbringen würde.«

Wie Petra Heller hofft Jeschke auf eine Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans im kommenden Jahr. Um den Druck auf die Bundespolitik zu erhöhen, ist die Initiative A4 Minus dem bundesweiten »Bündnis Verkehrsinitiativen« beigetreten. Es fordert eine sozialere und ökologischere Mobilität. Für Petra Heller geht es um ein grundlegendes Um­denken: »Solange man ausrechnet, wie man mit dem Auto am schnellsten und ohne Stau von A nach B kommt, bekommt man immer das falsche Ergebnis.«