Ach, Zimt ja!
Dass unsere Jahreszeiten, oder was davon noch übrig ist, ihre typischen Aromen haben, liegt nahe. Warum aber rund um Weihnachten alles nach Kardamom, Gewürznelken, vor allem aber nach Zimt riecht und schmeckt, leuchtet nicht unmittelbar ein. Es sind ja keine saisonalen Waren. Gemein ist ihnen vielmehr das Exotische — was hier heißen soll, dass die Aromen nicht in hiesigen Wäldern, auf Feldern oder Wiesen zu finden sind.
Der beste Zimt, der Ceylon-Zimt, stammt ursprünglich aus Sri Lanka, wird aber längst auch auf Zimtbaum-Plantagen in Indien, Vietnam, China und Indonesien geerntet. Die fest gerollten dünnen Rinden des Ceylon-Zimts kommen als ineinandergesteckte, feste Stangen auf den Markt, je heller und dünner die einzelnen Rinden sind, desto besser. Im Glühwein schwimmt allerdings oft ein Stück China-Zimt, auch Kassie genannt. Seine Rinde ist viel dicker und wird auch nur einmal gerollt. Er schmeckt kräftiger, man kann auch sagen: plumper. Im Zimtpulver, das beim Backen zwar praktisch ist, aber weniger Aroma hat, wird Ceylon-Zimt oft mit Kassie gestreckt.
Auch eine pure Tomatensauce sowie Hühner- und manche Gemüsesuppe gewinnen mit etwas Zimt interessante Akzente
Warum aber verbinden wir mit Zimt immer die Weihnachtsbäckerei? In den Küchen Indiens oder der bei uns immer noch populären Levante ist das ganze Jahr Zimt-Zeit, und mit Weihnachten hat man dort ja nicht viel am Hut. Natürlich passt Zimt prima zu Banane, Apfel und natürlich Pflaume, doch ebenso zu Zitrusfrüchten, etwa zu Pampelmuse, wo der süßlich-herbe Zimtgeschmack auf eine quirlige Säure trifft. Man kann Zimt auch für herzhafte Gerichte nutzen, so wie in indischen Dhaals oder eben nordafrikanischen Tajines; das können Speisen mit und ohne Fleisch sein. Die Zimtstangen lassen sich dazu mit einer Muskatreibe zerkrümeln. Auch eine pure Tomatensauce sowie Hühner- und manche Gemüsesuppe gewinnen mit etwas Zimt interessante Akzente. Und wenn man sich beim konfektionierten, mit billigem Zimt verhunzten Weihnachtsgebäck zurückhält, freut man sich umso mehr, dem Zimt so zu begegnen — zum Weihnachtsessen vielleicht sogar, frei von Klischees.