Willkommen auf der Transformationsbaustelle: Martin Birke von »Köln kann auch anders«

»Der rote Faden ging verloren«

Was hat die Kölner Verwaltungsreform gebracht? Eine Veranstaltung von »Köln kann auch anders« soll das nun klären. Sprecher Martin Birke im Interview

Herr Birke, nach fünf Jahren Verwaltungsreform ist vieles nicht erreicht.

Was tatsächlich erreicht ist, kann nur die Verwaltung selber beurteilen. Der Lernansatz von Dr. Rainer Heinz und seinem Team, war ja gut und sollte zukünftig beibehalten werden! Man wollte eine Reform in Breite und Tiefe, zuerst in sogenannten Pilot-Ämtern beginnen, dann den Roll-out auf die gesamte Verwaltung. Dabei scheint, von außen betrachtet, der rote Faden verlorengegangen zu sein oder sich in inneren Reformwiderständen verheddert zu haben.

Die Begeisterung für die Reform in der Verwaltung war auch nicht groß.

OB Reker hat selber auf »innere Strukturdefizite« hingewiesen. Bei einem so ambitionierten Reformvorhaben sind sie unvermeidlich. Vorschläge, wie den mannigfaltigen inneren Reformhin­dernissen begegnet werden kann, haben wir in unserem Memorandum zusammengestellt. Ein Schlüssel ist couragierte, kompetente Führung auf allen Ebenen: Wer führen will, muss wissen wohin und voran gehen, um die Reform praktisch werden zu lassen und Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Ohnehin haben ja alle genug zu tun, fühlen sich teils sogar in einem »Defizittunnel«.

Dabei sollten Mitarbeiter doch mehr Freiheiten bekommen.

Die Rede war von Fehlerkultur. Bei aller gebotenen Rechtssicherheit auch mal was ausprobieren und daraus lernen zu können, dabei aber auch von Vorgesetzten unterstützt zu werden, ist für moderne Verwaltungsarbeit mehr denn je nötig. Fehler als solche benennen, analysieren, beheben und daraus lernen, ist wohl eher die Ausnahme. Zu Fehlerkultur gehört auch eine Kultur des konstruktiven Streitens und Veränderns, insbesondere da, wo die Reform am dringendsten ist. Und wo das wiederum ist, sollte jedes Dezernat jetzt im anstehenden »Kontinuierlichen Verbesserungsprozess« selber entscheiden.

Als Erfolge werden nun aber kürzere Wartezeiten in den Meldehallen und die elektronische Bau-Akte genannt.

Ich habe auch gute Dinge erlebt, etwa als es um einen Behindertenausweis ging. Es gibt viele Einzelfortschritte. Aber das hilft uns nicht, bei den hohen Transformationsanforderungen Klimaschutz, Wohnen, Verkehr, Gesundheit.

Dafür sollte die Digitalisierung vorangetrieben werden.

In Plan und Programm ist Köln mit Smart-­City-Cologne und anderen Projekten gut aufgestellt. Es kommt künftig darauf an, die technische Infrastruktur zu schaffen und ihre neuen Vernetzungspotenziale für bessere ämterübergreifende Kooperation zu nutzen. Es gilt nicht durch Technik, sondern mit Technik zu neuen Lösungen zu kommen — gerade auch auf unseren Transformationsbaustellen. Es geht also um mehr als eingescannte Anträge.

Sie haben den Prozess von Anfang an mit Veranstaltungen begleitet, auch in Gesprächen mit OB Reker und Rainer Heinz. Was wollen sie jetzt noch wissen, wenn sie am 1. Dezember auf dem Podium sitzen?

Die Dezernate sind seit Sommer Fortsetzer der Reform, sie sollen eine Strategie vorlegen. Es geht um kontinuierliche Verbesserung — auch über 2025 hinaus. Kurzfristig interessiert uns, was jetzt, vier Monate nach Ende der Reform, schon passiert ist. Und was Bürgerinnen und Bürgern sagen, die ihren Blick auf die Verwaltung und deren Reform schildern.