Wiese statt Kunstrasen
Sie ist zum Sinnbild der Kölner Klimapolitik geworden: die Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel in Sülz. Seit knapp zehn Jahren drängt der 1.FC Köln darauf, dort seine Anlagen rund um das Geißbockheim zu erweitern. Neben Kunstrasenplätzen sollte hier ein zweistöckiges »Leistungszentrum« errichtet werden. Die Politik lavierte lange herum. Einerseits hat der FC mit mehr als 113.000 Mitgliedern eine starke Lobby in der Stadtgesellschaft, andererseits ist es heikel, wenn die Politik einem Fußballunternehmen für dessen wirtschaftliche Interessen ein Stück vom Grüngürtel abgibt. Denn der gehört für viele Kölner ebenso zu Köln wie der FC. Die Debatte prägte sogar den Wahlkampf 2020. OB Henriette Reker, die zuvor nicht abgeneigt schien, dem FC seine Wünsche zu erfüllen, posierte schließlich auf der Gleueler Wiese, um Stimmen bei denen zu fangen, die eher Fans des Grüngürtels sind. Zuvor war im Juni im Rat der Stadt aber noch der Bebauungsplan für den FC beschlossen worden — in geheimer Abstimmung. Von den großen Fraktionen hatten sich CDU und SPD dafür ausgesprochen, die Grünen dagegen.
Nun sind die Pläne offenbar endgültig vom Tisch. Denn Ende November kam das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster zu dem Urteil, dass aufgrund eines Formfehlers der Bebauungsplan der Stadt Köln unwirksam sei. Die Initiative »Grüngürtel für alle« und der Naturschutzbund (Nabu) hatten geklagt. Grund für das Urteil sind ausgerechnet jene öffentlichen Sportflächen, die von der Stadt Köln zusätzlich in den Plan aufgenommen worden waren; auch, um Vorwürfen zu begegnen, Teile des Grüngürtels würden durch den FC privatisiert. Für die Stadt Köln ist das Urteil umso mehr eine peinliche Niederlage, weil man zuvor vom NRW-Bauministerium auf das Problem mit den Sportflächen hingewiesen worden war. Das Gericht ließ allerdings auch wissen, dass eine Korrektur möglich sei.
Danach sieht es nun aber nicht mehr aus. SPD und CDU haben bereits signalisiert, dass nun doch andere Standorte geprüft werden sollen, auch der 1. FC Köln zeigte sich offen dafür. Vieles deutet darauf hin, dass dem FC nun Flächen in Marsdorf angeboten werden. Allerdings könnte dadurch eine andere Debatte entfacht werden: Eigentlich sollte längst auch der Großmarkt nach Marsdorf umziehen, dessen Gelände in Raderthal die Stadt für die Errichtung des neuen Quartiers »Parkstadt Süd« benötigt. In Marsdorf sollte der Großmarkt als modernes Frischezentrum eröffnen und die Region mit Lebensmitteln versorgen; auch im Konzept einer kommunalen Ernährungsstrategie mit regionalen Bio-Lebensmitteln spielen diese Pläne eine Rolle. Die Idee droht nun endgültig zu scheitern. Denn die Fläche für das Frischezentrum ist immer wieder verkleinert worden, so dass es sich für Investoren womöglich nicht mehr rentiert; das geht aus einer Mitteilung der Stadtverwaltung hervor. Leistungs- statt Frischezentrum? Gut möglich, dass nun die nächste Diskussion bevorsteht.