Tom Burr, No Access cluster one (B, D, E, I, M), 20152017; © Stiftung Skulpturenpark Köln, 2022; Foto Simon Vogel, Köln

Tiefschwarze Landschaften

Tom Burr, »No Access: cluster one (B, D, E, I, M)«

Ob es am kurzlebigen Akku liegt oder an der Bildschirmsperre: Die meisten von uns kennen den Blick in das tiefe Schwarz unserer Smart­phones. Nicht ohne Grund gibt es dafür einen eigenen Begriff: Black Mirror. Statt Instagram sieht man dann … das eigene Antlitz. Diesen Effekt sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man die aktuell noch laufende Ausstellung im Skulpturenpark Köln besucht. Da warten nämlich in der nord-östlichen Ecke die fünf Einheiten des Tom Burr Kunstwerks »No Access: cluster one (B, D, E, I, M)« aus den Jahren 2015/2017. Durch den Gehweg voneinander getrennt, in scheinbar wahlloser Ordnung stehen die Stahlstellwände auf der Wiese des Skulpturenparks. Die polierten Tafeln, allesamt etwa 230 × 90 cm, sind eingespannt in ebenso schwarze Rahmen, eher matt und von industrieller Serialität.

Es sind nicht die ersten in Schwarz gehaltenen Werke des 1963 in New Haven, Connecticut, geborenen und heute in New York wohnenden Künstlers Tom Burr. Ganz im Gegenteil: Burr ist für seine pechfarbenen Installationen und Skulpturen seit den 1990ern weltweit bekannt.

Obwohl sich in »No Access: cluster one (B, D, E, I, M)« viele Facetten seines Werks wiederfinden — das sichtbare Aus­loten von Raum, Fläche und architektonischem Aufbau, ein Spiel aus Konzeptkunst und Minimal Art, dazu die bereits erwähnte schwarze Farbe —, unterscheidet sich das Cluster von anderen Skulpturen des New Yorkers. Den Ausschlag gibt hier die Inspiration für diese Werkreihe: Burr hat sich mit der Geschichte und der Funktion der Claude-Gläser auseinander­gesetzt. Wie man heute mit Hilfe der Frontkamera ein Selfie schießt, nutzte man bis ins 19. Jahrhundert hinein eben jene Claude-Gläser, kleine Taschenspiegel, die man vor sich hielt. Man sah darin: Sich und die Landschaft.

Wer in die spiegelnden Flächen der aktuellen Installation hin­einschaut, erkennt sich folglich als Besucher*in des Skulpturenparks. Doch ironischerweise sieht man hier nicht die unendliche Weite des Meeres im Hintergrund, sondern eher den Parkplatz unter der Zoobrücke oder die vielbefahrene Rheinuferstraße. Die nicht ganz zufällig Tafelbild-großen Flächen erzählen so nicht mehr die Geschichte der Landschaftsmalerei, sondern jene des Anthropozäns. Ein melancholischer Blick in den Spiegel.

Skulpturenpark Köln, Riehler Straße, bis 30.6.; täglich zwischen 10.30–17 Uhr (Oktober bis März)