Die Freiheit zu experimentieren
Etwas versteckt auf der Mathiasstraße, in der Nähe des Heumarkts, findet sich ein großes, dunkel holzgerahmtes Fenster. Das Ladenlokal dahinter, der Matjö — Raum für Kunst, bietet seit nunmehr zehn Jahren Künstler*innen die Möglichkeit, sich zu entfalten und auszuprobieren.
2013 gegründet und als Teil der Arbeit des Kulturwerks des Bundesverbandes Bildender Künstler e.V. (BBK) steht der Off-Space Matjö (Mathias auf Kölsch!) für unabhängige und nichtkommerzielle Ausstellungen.
Im Fokus der Arbeit des Raums steht also das Experimentieren: Durch die gezeigten Kunstwerke sollen neue Perspektiven und Wahrnehmungen ausgelotet werden, frei und ohne Bedingungen. Das bietet den Künstler*innen große Entfaltungsmöglichkeiten und eine neue Sicht auf das eigene Schaffen. Das Fenster macht die Kunst von außen sichtbar — Hemmungen, den Raum zu betreten, sollen abgebaut werden.
Derzeit schwebt dort scheinbar ein riesiger Felsbrocken von der Decke. Dieser gehört zu der Ausstellung »Floating Stone« von Tino Kukulies, die das Jubiläumsjahr einläutet. Aus fotografischem Material, welches das allmähliche Erstarren von Lava festhielt, entstand mit Hilfe eines 3D-Scans eine plastische Nachbildung. Diese wirkt massiv und schwergewichtig, umso spannender ist die schwebende Schwerelosigkeit. Auch hier geht es um veränderte Wahrnehmung: Die performative Fotografie, wie es im begleitenden Text heißt, verändert sich kontinuierlich. Besonders im Zusammenspiel mit dem einfallenden Licht von draußen ergeben sich interessante Effekte
Tino Kukulies entwarf den Vulkanit für den Matjö und bewarb sich mit diesem Projekt. Jedes Jahr im Herbst ruft der BBK Künstler*innen dazu auf, sich mit ihren Kunstwerken zu bewerben. Der Verein wählt aus diesen Einsendungen die künstlerischen Positionen aus, die im kommenden Jahr gezeigt werden. Das Ausstellungsprogramm ist eine Mischung aus verschiedenen Medien, Malerei, Fotografie, Installation, Video und Skulptur. Die Projekte sind extra auf den Raum zugeschnitten. So wird es auch 2023 zum zehnjährigen Bestehen eine bunte Mischung an Kunstwerken geben. Petra Gieler, künstlerische Leiterin des Matjö, ist immer wieder überrascht, was die Künstler*innen aus dem Raum machen und in ihre Kunst einbeziehen.
Tino Kukulies, »Floating Stones«, Matjö — Raum für Kunst, Mathiasstr. 15, bis 2.2., Mi & Do 14–18 Uhr