Gemeinsame Sache machen
Gärtnern wird bei Menschen in der Stadt immer beliebter. Doch einen eigenen Garten haben die wenigsten, die Wartelisten für eine Parzelle im Kleingarten werden auch immer länger. Trotzdem muss niemand aufs Gärtnern verzichten. In Köln gibt es etwa 40 gemeinschaftliche Gärten — vom Nachbarschaftsbeet bis zum Urban-Gardening-Projekt. Zwar sind die Gemeinschaftsgärten sehr verschieden, bei fast allen aber geht es um mehr als den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern. Die Gartengemeinschaften möchten nicht-kommerzielle Orte schaffen. »Soziales Grün«, das allen Menschen zugänglich ist. Zudem möchten sie mit urbanen Gärten zu einer nachhaltigen, ökologischen Stadtentwicklung beitragen.
Ein Überblick.
Grüner Leo
Ehrenfeld Der Gemeinschaftsgarten im Leo-Amann-Park ist das jüngste Mitglied der Kölner Urban-Gardening-Familie. Seit 2020 bestellen die »grünen Leos« ihre Hochbeete neben dem Ehrenfelder Büze. Viele von ihnen kommen aus der Nachbarschaft. Einige sind Könnerinnen, etliche Anfänger. Gemeinsam wollen sie nachhaltig gärtnern und eine grüne Oase im Veedel schaffen. Die Arbeitsteilung erfolgt praktisch: »Alle machen so viel mit, wie sie können und mögen«. Es gibt zwei regelmäßige Treffen: Beim Gartentreff geht es ums »Buddeln und Hämmern«, beim Planungstreff ums »Quatschen und Planen«. Die Termine sind jeweils am ersten Mittwoch und zweiten Samstag im Monat.
Carlsgarten
Mülheim Das Gelände der ehemaligen Kabelfabrik Felten & Guilleaume ist seit knapp zehn Jahren die Heimat vom Schauspiel Köln. Mit dem Interim entstand in Mülheim auch der Carlsgarten. Das Gartenteam des Schauspiel hat mit Menschen aus der Nachbarschaft alte, klimaresistente Gemüsesorten, Wildpflanzen und Küchenkräuter gepflanzt. Das Motto ist simpel: »Wer hilft, darf ernten«. Zwischen zahlreichen Hochbeeten findet man Saatgutbibliothek, Wurmkompost und Outdoor-Küche. Sommers gibt es Kulturevents und Veranstaltungen zur Umweltbildung. Am 19. März erwacht der Garten aus der Winterpause. Dann finden an jedem dritten Sonntag im Monat (13–18 Uhr) große Gartentage statt.
schauspiel.koeln/depot-carlsgarten
Campusgarten
Lindenthal Seit zehn Jahren gibt es in Köln studentisches Gärtnern. 2018 zog der Campusgarten des AStA der Universität zu Köln nach Lindenthal. Das Projekt wurde von Studierenden initiiert und ist vor allem für Studierende gedacht, steht aber auch allen anderen Menschen offen. Jede Gärtnerin und jeder Gärtner bepflanzt ein Hochbeet. Auf dem 400 Quadratmeter großen Gelände stehen insgesamt etwa zwei Dutzend Pflanzkisten. Feste Gartentermine gibt es keine. Wer mitmachen möchte, meldet sich vorab beim Team des Campusgartens.
instagram.com/campusgartenkoeln
Pflanzstelle
Kalk Wie kein anderer Garten in Köln steht die Pflanzstelle für das Potenzial von offenen Gärten, zu einer sozialen, klimagerechten Stadtentwicklung beizutragen. Sie liegt auf dem ehemaligen Fabrikgelände von Klöckner-Humboldt-Deutz in Kalk, Kölns naturärmstem Stadtteil. In den Hochbeeten wird biologisches Saatgut verwendet, auch außerhalb der Gärten verfolgt man in der Pflanzstelle einen nachhaltigen Ansatz: Alles Notwendige wird selbst gebaut, meist an den »Anpacktagen«. Bekannt ist die Pflanzstelle für ihre Feste — ob »Herbstglühen«, »Sommerrausch« oder »Küche für alle«. Das Planungstreffen findet an jedem ersten Samstag im Monat um 15 Uhr statt. Die Garten-AG trifft sich montags ab 17 Uhr, sobald es abends wieder heller ist.
Neuland
Bayenthal Für Kölns bekanntesten Urban Garden beginnt ein besonderes Jahr. Mehr als zehn Jahre nach seiner Gründung verlässt Neuland die Brache der ehemaligen Dom-Brauerei in Bayenthal — um sich nur wenige hundert Meter entfernt an neuem Standort niederzulassen. Als Pop-up-Garten gestartet, ist Neuland zu dem urbanen Garten der Stadt geworden. Die Pionierinnen haben den Weg bereitet für viele weitere Gartenprojekte. Auf dem bisherigen Areal entsteht das Quartier Parkstadt Süd. Der Umzug findet voraussichtlich Mitte des Jahres statt.