Hemingway für Helmut
Am 15. März jährt sich zum elften Mal der Todestag von Helmut W. Banz. Kölns letzter bedeutender Filmkritiker war vielleicht auch eines der letzten Originale der hiesigen Kunst- und Kulturszene. Wie so viele Nachkriegsmenschen liebte Helmut Ernest Hemingway. Nun zeigt der Filmclub 813 zu seinem Gedenken drei Adaptionen des suizidalen Bahnbrechers der literarischen Verknappung. »Haben und Nichthaben« (1944) von Howard Hawks — dem Helmut seine Reverenz erwies mit der Behauptung, das W. in seinem Namen stünde für Winchester, Hawks realen zweiten Vornamen —, den man in einer bestimmten Epochen aus zeitgeistig sogar gut nachvollziehbaren Gründen verehrte, wirkt mittlerweile etwas zu mechanisch und whiny white guy’isch. Zum Verständnis des Filmverständnisses von Helmuts Generation ist es aber fundamental, den Film zu kennen! Schon um einiges besser — wenn auch bloß in einer etwa um ein Viertel gekürzten BRD-Verleihfassung zu sehen — ist der prächtige »Wem die Stunde schlägt« (1943).
Nur im alten Hollywood konnte ein Reaktionär wie Sam Wood, eine der politisch unangenehmsten Gestalten der Industrie, ein gestalterisch klassizistisches Loblied auf die Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg drehen! Am ergreifendsten aber ist John Sturges’ »Der alte Mann und das Meer« (1958), in dem sich Melancholie und Action auf fast magische Weise verbinden. Helmut war auch dem italienischen Western schwer zugeneigt, selbst in dessen etwas räudig-runtergerockten Spielarten — perfekt verkörpert im 813-Programm durch Emimmo Salvis leicht tranigen »3 Kugeln für Ringo« (1966) und »Tote werfen keine Schatten« (1970). Keine Meisterwerke, doch wie alle Cinephile seiner Jahre wusste auch Helmut, dass man an sich ins Kino ging und nicht zur künstlerisch-moralischen Erbauung, und dass auch der größte Schmarrn Momente enthalten kann, die poetisch sind oder schlau oder schlicht schön. Oder wie Rudolf Thome einmal in einer Doku sagte (aus dem Gedächtnis zitiert): Wichtig war nicht der Film, der lief, sondern der Platz, auf dem man saß. Kino als Lebensmittel, wie eine andere Zentralgestalt der hiesigen Filmkultur, Werner Dütsch, es in seiner Autobiographie auf den Punkt brachte. Diese Haltung zum Kino gilt es wieder einzuüben!
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