Damals war alles besser
»Immer feste druff, spricht der Herr (Icksaja, Kap.5 Vers 3)«, diese Zeile notierte Blalla W. Hallmann unter seine Darstellung von schwarz vermummten Schergen, die Christus an der Geisselsäule mit Zange, Knüppel und Peitsche traktieren. Aber hier geht es nicht um Bibeltreue oder Verifizierbarkeit des Zitats. Im Gegenteil. Hallmanns prophetische Selbstbehauptung (»Ich sag ja«) stellt sich selbstbewusst in Konkurrenz zum ähnlich lautenden Propheten (»Jesaja«). Und mit diesem subversiven Statement des titelgebenden Gemäldes ist man im Thema der Ausstellung im Haus Mödrath. Es wird vorgetäuscht und vorgeführt, versteckt und verwirrt: Auch die — ebenfalls im Titel genannte –»Slg. Wilhelm Otto Nachf.« erweist sich als eine rein fiktive Bezeichnung, hinter der sich der eigentliche Sammler verbirgt, der incognito bleiben möchte.
Im Mittelpunkt der Präsentation stehen jene Künstler, die Ende der 1980er und Anfang der 90er-Jahre die lebendige Kölner Szene prägten — und dabei so ziemlich alles auf den Kopf stellten. Hier geht es um Punk und Poesie, um Dilettantismus und Demontage, um Spaß und — vor allem um Sprache. Um Sprache als wirkmächtiges Mittel, die lustvoll kommentiert und karikiert, festgefahrene Werte und Begriffe auszuhöhlt — bis hin zum befreiten Lachen in der Sinnlosigkeit.
Georg Herold stellt (seine?) »Schande« in einer Wandnische zur Schau (1986) und behauptet an anderer Stelle »Dieser Mann ist gut zu seiner Frau« mit Dachlatten, Pappkarton und Nägeln (1984). Spontane Setzungen, einfach umgesetzte Einfälle, mit jeglichem Material, das zur Hand war.
Eine Serie von Papierarbeiten von Walter Dahn mutet wie ein Tagebuch an, lauter Skizzen, Notizen an sich selbst, collagierte Schnipsel, Zeitungsausschnitte, poetische Meditationen über Formen mit unterschwelliger Gesellschaftskritik. Roman Signer lässt sich im Kajak eine asphaltierte Landstraße entlang ziehen, bis der Boden abgetragen ist (2000).
Während des gesamten Parcours hallt die näselnd nölige Stimme von Joseph Beuys — des Übervaters gewissermaßen — durch das Haus. Seine rheinisch gefärbte Wiederholung der immer gleichen Begriffe »Ja Ja Ja Ja Ja, Nee Nee Nee Nee Nee« — im Werkverzeichnis als »Imitation eines Oma-Gesprächs« ausgewiesen — bildet die Klammer, die alle Werke irgendwie zusammenhält.
Haus Mödrath — Räume für Kunst, An Burg Mödrath 1, Kerpen, verlängert bis 27.8.; Sa & So 12–8 Uhr