Transplantation nach Merheim
Die städtischen Kliniken in Holweide, Merheim und die Kinderklinik an der Amsterdamer Straße sollen bis 2031 in Merheim zentralisiert werden. Das schlug der Aufsichtsrat des Klinikums Ende Februar der Kölner Politik vor. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt unterstützt die Pläne, ebenso der Betriebsrat der Kliniken und Stadtkämmerin Dörte Diemert. Würden alle drei Standorte wie bisher beibehalten, koste dies bis 2031 etwa 1,3 Mrd. Euro, eine Zentralisierung in Merheim würde dagegen mit 818 Mio. Euro günstiger sein, erklärte Diemert Mitte März im Finanzausschuss. »Aus medizinischer Sicht ist eine Konzentration in Merheim sinnvoll«, sagt Ralf Unna, Gesundheitsexperte der Grünen und Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken. So ließe sich die Versorgung bei Notfällen und für Kinder im Rechtsrheinischen verbessern.
Der Plan enthält viele Unbekannte. Eine Entscheidung über die Fusion mit dem Universitätsklinikum steht weiterhin aus, zudem stehen sowohl in NRW als auch auf Bundesebene Reformen der Krankenhausfinanzierung an. Letztere plant eine Einteilung aller Krankenhäuser in drei Stufen: Grundversorgung, Regel- und Schwerpunktversorgung sowie Maximalversorgung. Dies könnte für die Standorte in Holweide und an der Amsterdamer Straße problematisch werden, findet Ralf Unna: »Sie erfüllen weder die Kriterien für die erste noch für die zweite Stufe.« Somit sei lediglich denkbar, in Merheim einen Maximalversorger mit neuer Kinderklinik aufzubauen. »Beide Reformen sind in das neue Konzept eingepreist«, sagt Jennifer Glashagen (Volt).
Carolin Kirsch, SPD-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Mülheim, aber sagt: »Die Ratsvorlage kommt zu früh, da die Eckpunkte der Krankenhausreform erst zur Sommerpause vorliegen sollen.« Erst dann sei überschaubar, wie die Finanzierung in der Zukunft erfolgen soll. Die Kölner SPD hatte im November einen Parteitagsbeschluss für den Erhalt des Klinikums Holweide gefällt. »Der Bedarf für die Gesundheitsversorgung im Rechtsrheinischen ist in den letzten Jahren gewachsen«, sagt Kirsch. »Die Engpässe werden größer.« Die SPD-Ratsfraktion hatte jedoch im Februar erklärt, sie wolle alle Informationen »intensiv auswerten und dann entscheiden, was der beste Weg für Köln« sei. Einen Erhalt des Klinikums Holweide forderte sie nicht mehr, sie hätte auch nicht die notwendigen Stimmen im Rat dafür. Und auch die Auswertung und Entscheidung der Pläne war bis Redaktionsschluss nicht abgeschlossen — Zeichen für ein Umdenken?
Ebenfalls unsicher ist, was mit den Grundstücken in Holweide und an der Amsterdamer Straße geschehen soll, falls die Kliniken in Merheim zentralisiert werden. Die Kämmerei geht davon aus, dass die Grundstücke für einen Erlös von 124 Mio. Euro verkauft werden. Volt und Grüne haben jedoch konkrete Vorstellungen, was auf diesen Grundstücken geschehen soll. »An der Amsterdamer Straße sollte ein Zentrum für Kindermedizin entstehen«, sagt Volt-Politikerin Jennifer Glashagen. Dafür biete sich ein Trakt der Kinderklinik an, der gerade renoviert wird. So könne die angespannte Versorgung mit Kinderärzten für den Kölner Norden verbessert werden. Ein neues Kinderkrankenhaus in Merheim würde zudem die Versorgung für Eltern im Rechtsrheinischen verbessern. In Holweide könnten subventionierte Wohnungen für Pflegepersonal der Kliniken entstehen. »Damit sichern wir uns einen Vorteil im Wettbewerb um Pflegekräfte«, sagt Ralf Unna. Auch eine medizinische Anlaufstelle mit Fachpersonal sei dort denkbar, um weiterhin eine medizinische Versorgung vor Ort zu bieten. Im Mai soll der Rat über die Zukunft der Kliniken entscheiden. Bis dahin ist noch Zeit für Verhandlungen.