Der Illusionist
2014 wurde der Kunstberater und Edel-Gastronom Helge Achenbach bei der Rückkehr von einer Geschäftsreise am Flughafen von Düsseldorf verhaftet. Im selbst erfundenen Metier des »Art Consulting« soll er seine Kundschaft unter den Reichsten des Landes durch verdeckte Preisaufschläge um Millionen betrogen haben. Ein Urteil brachte ihm sechs Jahre Haft ein, aus der er nach vier Jahren 2018 entlassen wurde.
Birgit Schulz (»Die Anwälte«) ist eine erfahrene Kölner Dokumentarfilmerin, mit ihrer Firma Bildersturm produziert sie seit 1993 Filme zu gesellschaftlichen Themen. Der in der Köln-Düsseldorfer Kunstszene angesiedelte Fall Achenbach passt da nicht nur wegen des rheinischen Lokalkolorits gut ins Portfolio. Denn die in den Ateliers der großen Namen der deutschen Kunst und dem internationalen Jet Set angesiedelte Geschichte markiert auch den historischen Punkt, an dem der Kunstmarkt unumkehrbar von der Liebhaberei zum Objekt professioneller Spekulation wurde.
»Der Illusionist« erzählt von einem umtriebigen jungen Mann, der aus seinem Talent zum Menschenfang und seiner Vernetzung in der Szene ein Geschäftsmodell entwickelt hat. Die Idee: Den Bauherren der vielen in den 70er Jahren entstehenden Konzernbauten im Komplettpaket die prestigeträchtige künstlerische Ausstattung anbieten. Ein höchst erfolgreiches Konzept, das Achenbach später in den Bereich privater Sammler verschob, mit denen er gern auch in seinen Düsseldorfer High-Society-Restaurants feierte.
Neben Gesprächen mit Achenbach und Statements von Wegbegleitern gibt es Fotostrecken dieser Glamour-Events und Archiv-Material aus dem Düsseldorfer Kunstmilieu der 70er Jahre. Integriert sind Szenen eines nach der Verhaftung abgebrochenen RTL-Porträts, in dem Achenbach stolz ein Filmteam durch das riesige Lager seiner Art Consulting führt. Und auch nach der Haftentlassung genießt der sich geläutert gebende Mann sichtlich die Aufmerksamkeit für seine alten Geschichten und neuen Projekte: So soll auf seinem als neues Domizil dienenden Bauernhof ein Skulpturenpark mit Arbeiten geflüchteter Künstler*innen wachsen. Birgit Schulz gibt Achenbachs Selbstinszenierung als reuiger Sünder durch einige kritische Stimmen im Film zwar ausreichend Kontra, räumt seinen oft bräsigen Schilderungen aber gegenüber analytischen Momenten zu viel Raum ein.
D 2022, R: Birgit Schulz, 94 Min., Start: 27.4.