Tanz, Tanz, Tanz
Beim Soloduo Festival bewerben sich Duo- und Solokünstler*innen aus ganz Europa, über ein Wochenende stellen sie ihre Choreografien vor. Ausgerichtet wird das Tanzfestival vom Kölner Kollektiv Barnes Crossing, die in ihren Räumlichkeiten in Rodenkirchen ein florierendes Labor für kreative Projekte im Bereich Tanz und Performance errichtet haben.
Eine dreiköpfige internationale Jury prämiert neben je einer Solo- und eine Duoperformance auch den oder die beste Newcomer*in. Zusätzlich wird ein Publikumspreis vergeben. Bevor am Sonntag die Entscheidungen verkündet werden, heißt es über die ersten beiden Tage nur: Tanz, Tanz, Tanz. Und das in einer großen Themenvielfalt.
Dazu gehört zum Beispiel mit Hea Ming Jung, die am Freitag in der Kategorie Solo ihr Stück »frozen shoulder« darbietet. Hier setzt sie sich mit den Folgen einer Kapselentzündung in der Schulter vor zehn Jahren auseinander, die eine dauerhafte schmerzhafte Versteifung ihres Schultergelenks bedingte. Im Tanz überwindet sie die anfänglichen Leiden und entdeckt völlig überraschende neue Bewegungsmöglichkeiten. Hea Ming Jung offenbart sowohl sich selbst als auch dem Publikum alternative Umgangsformen und regt zur Reflexion über Einschränkungen und Freiheiten des Körpers ein.
Am selben Tag präsentiert das französische Duo bestehend aus Nicolas Sanchez und Irene Valesano eine Choreografie mit dem komplizierten Namen AGGOMITOLAMELO. Dabei handelt es sich um ihre moderne Interpretation der griechischen Sage um Ariadne. Sanchez und Valesano spielen dabei mit dem Verhältnis von An- und Abwesenheit der Figuren — und natürlich mit dem Faden.
Am Samstag wird es auch politisch: Mit ihrer Solo-Performance »On top of the cake« prangert Laura Louise van Meurs aus Deutschland zum einen die Machtverhältnisse und ihre noch immer ungerechte Verteilung zugunsten weißer und männlicher Gesellschaftsmitglieder an, zum anderen die Stellung großer Unternehmen und ihre Ausbeutung von Arbeiter*innen und Umwelt. Das Besondere: Laura Louise van Meurs verkörpert selbst genau einen dieser Akteure, der als unsympathischer Protagonist zwar Abneigung und Widerwillen beim Publikum erzeugt, aber doch stets erfolgreich zu sein scheint.
Wer auch immer am Ende die Preise mit nach Hause nimmt, garantiert ist die große Varietät und das Erstaunen darüber, was für kraftvolle Bilder mit Körpern im Tanz kreiert werden können.
Barnes Crossing, 19.–21.5.