Problembeladenes Wiedersehen: Sophia Lillis, Michael Cera

The Adults

Dustin Guy Defa erzählt tragikomisch von einer prekären Geschwisterbeziehung

Michael Cera sieht tatsächlich etwas in die Jahre gekommen aus, als er mit verhältnismäßig viel Bart und einem Business-Koffer in die erste Einstellung von »The Adults« stolpert. Regisseur Dustin Guy Defa hat die Rolle des Eric auf Cera zugeschnitten. Das ist der erste Coup dieses wunderbar gelungenen Films: Wer könnte die unreife Verunsicherung hinter der reifen Maskerade besser zum Ausdruck bringen als der ewig blasse, dünne Junge des US-Indie-Kinos?

Die Handlung von »The Adults« erstreckt sich über ein paar Tage und erzählt nicht vom Alltag seiner Figuren, sondern von einer Ausnahmesituation: Eric ist erstmals seit dem Tod der Mutter in seine Heimatstadt zurückgekehrt, das Wiedersehen mit seinen beiden Schwestern, der jüngeren, quirligen Maggie und der älteren, verbitterten Rachel, ist das Herzstück des Films.

Dieses Wiedersehen steht von Anfang an unter keinem guten Stern, das erkennt man vor allem zwischen den Zeilen: Durch die Körpersprache, den Small Talk, die kommunikativen Verrenkungen wird deutlich, wie viel an Gedanken und Gefühlen zwischen Eric und seinen Schwestern unterdrückt geblieben ist. Zunehmend flüchten sich die drei in Insiderwitze und jene Rollenspiele, mit denen sie sich als Kinder die Zeit vertrieben haben. Sie scheinen nun die einzige Möglichkeit wahrhaftiger Verbindung.

Regisseur und Drehbuchautor Defa gelingt es, eine sehr spezifische Figurenkonstellation auszuloten und zugleich von der Prekarität geschwisterlicher Beziehungen überhaupt zu erzählen. Die gemeinsamen Spiele werden destruktiv, wenn sie zur Ersatzhandlung verkommen, die Flucht in die Kindheit bietet keinen Ausweg aus den Konflikten des Erwachsenenlebens. »The Adults« bekommt dadurch eine fast schon existenzielle Note, ohne dabei seine inszenatorische Leichtigkeit zu verlieren oder den warmherzigen Blick auf seine Figuren zynisch werden zu lassen.

»The Adults« ist präzise geschrieben und dramaturgisch durchgetaktet, fühlt sich dabei trotzdem frei und wahrhaftig an, vor allem weil er sich auf seine drei tollen Hauptdarsteller*innen verlassen kann. Er trifft die richtigen Töne und ist sich nicht zu schade, aus einer Nacherzählung des »König der Löwen« an einem Pokertisch einen großen kathartischen Moment zu machen.

USA 2023, R: Dustin Guy Defa,
D: Michael Cera, Hannah Gross,
Sophia Lillis, 91 Min. Start: 8.6.