Nach der Vorstellung geht’s weiter: Care-Arbeit im Theaterberuf

Elternschaft am Theater

Ein Symposium sucht nach Lösungen für die ­Familienvereinbarkeit in den ­Darstellenden Künsten

»Proben bis 22 Uhr, permanent reisen, eine familienfreundliche Gästewohnung finden, künstlerische Höchstleistungen bringen, konzentriert sein, am besten auch noch kommunikativ, den eigenen Körper pflegen und arbeitsfähig halten und gleichzeitig Elternteil sein wollen und müssen«: So fasst das Symposium »Familienvereinbarkeit in den Performing Arts« die Anforderungen an Künstler*innen mit Kind in der hoch kompetitiven Welt der Darstellenden Künste zusammen. Denn die Arbeit auf oder hinter der Bühne mit der Betreuung von Kindern zusammen zu bringen, ist noch immer eine Herausforderung. Um hier Veränderungen anzustoßen, um Netzwerke zu bilden und die Einsamkeit, die mit dem Thema Elternschaft und Kunst verbunden ist, aufzubrechen, fand ­Anfang Mai das Symposium statt: Am Theater Oberhausen mit ­Vorträgen von Expert*innen und Workshops — und der Forderung, dass Häuser, Dramaturgien und Intendanzen endlich gemeinsam nach Lösungen suchen.

Hervorgegangen ist das Symposium aus einem mehrjährigen Modellprojekt zur »Familien­vereinbarkeit an Theatern«. Am ­Kulturpolitischen Institut der Universität Hildesheim und in ­Zusammenarbeit mit dem Theater Münster und dem Theater Oberhausen nahm in einem ersten Schritt eine Studie die die Vereinbarkeit von Familie und Theaterberuf in den Blick. Das Ergebnis: »Eine massiv desaströse Situation«, wie Frauke Meyer, freischaffende Regisseurin und politisch aktiv im Frauenkulturbüro NRW, im Interview mit dem WDR zusammenfasste.

Es gäbe keinen strukturellen oder strategischen Umgang an Theatern mit Familie. Care-Arbeit, und Kinderbetreuung werde stets in die individuelle Verantwortung übertragen. Etwas besser sehe es in der Freien Szene aus, wo Kinder auch mit zur Probe genommen werden könnten und Arbeitszeiten teilweise auf die Bedürfnisse von Familien abgestimmt würden.

Diesen Eindruck bestätigt auch der Verein »Bühnenmütter«, der sich im August 2022 in Berlin gründete: »Es fehlen Familien ­zugewandte Strukturen, die eine erfüllte Berufstätigkeit ermöglichen, die sich finanziell lohnt.« Im Verlauf des Modellprojekts sollen künftig die Ergebnisse des Symposiums als neue Strategien erarbeitet und an den beiden ­Modelltheatern in Münster und Oberhausen umgesetzt werden.