Industriekultur als politische Aufgabe
Er legte den Grundstein für die Industriekultur in Deutschland. Als langjähriger Referatsleiter für den Bereich Technik- und Industriedenkmale war Walter Buschmann beim Landschaftsverband Rheinland für 2500 Denkmäler verantwortlich und stellte sie in zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen der Öffentlichkeit vor. Sein Wirken ging dabei weit über die Grenzen seines Fachs hinaus. Ohne Buschmann wäre die Zeche Zollverei in Essen nicht Unesco-Welterbe, ohne ihn wäre das Ruhrgebiet 2010 nicht europäische Kulturhauptstadt geworden.
1949 in Hannover geboren, macht Buschmann nach der Schule zunächst eine Lehre als Fernmeldetechniker bei der Deutschen Post. Politisch engagiert er sich in der 68er-Bewegung und studiert an der Technischen Hochschule Hannover Architektur mit dem Schwerpunkt auf Städtebau. Schon Buschmanns Dissertation »Linden — Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert« wird zum Standardwerk. Seine kontinuierliche Lehrtätigkeit, seine Arbeit im Vorstand des Rheinischen Vereins für Industriekultur — Buschmanns Wirken war bundesweit von Bedeutung. Aber auch sein späterer Heimatort Köln hat ihm viel zu verdanken: 2001 war er maßgeblich an der Erstellung des Bürgerplans West beteiligt und verhinderte die Umwandlung der Industriegebiete Braunsfeld und Ehrenfeld in einen gesichtslosen Technologiepark. So wurde die ehemalige Sidol-Fabrik in Braunsfeld zeitweilig zu einer Künstlerkolonie. In kulturellen Nutzungen sah Buschmann das Potenzial für eine lebendige Industriekultur. 2002 war er Gründungsmitglied des Landschaftsparks Belvedere zur Vollendung des Äußeren Grüngürtels. Seine Anregungen während der Planungsphase fanden weitgehend Berücksichtigung und führten schließlich in der »Regionale 2010« zum Erfolg. Er hat die Bedeutung des Bahnhofs Belvedere als erstes Bahnhofsgebäude Deutschlands herausgestellt — und machte den Weg frei für eine Bürgernutzung. Zuletzt engagierte sich Buschmann bei der Entwicklung von Mülheim-Süd. Die Investorenplanungen, die gleichzeitig die der Stadt Köln waren, waren nicht in seinem Sinne.
So unterstützte Buschmann das »Zentralwerk der schönen Künste Raum 13« und engagierte sich im »Initiativkreis Otto-Langen-Quartier« für vielfältige Nutzungen. Es ist, wie es der Kölner Architekt und Buschmanns Wegbegleiter Christian Schaller beschreibt: »Immer wieder hat er für eine lokal verortete gleichzeitig regional und zeithistorisch verknüpfte Denkmalpflege als wichtige politische Aufgabe geworben.« Walter Buschmann, so Schaller weiter, habe uns als den direkten Nachfahren der industriellen Revolution, die Bauten, Infrastrukturen und Produktionsstätten der Industriegeschichte als Brücke in die eigene Vergangenheit nahebringen wollen. Diese Aufgabe müssen nun andere übernehmen. Am 21. Mai ist Walter Buschmann mit 74 Jahren in Köln gestorben.