»Frevel an 70 Jahren Gartenbaukunst«: Rheinpark in Deutz

Bolzen im Ziergarten

Während der Fußball-EM 2024 sollen im Rheinpark auch Freizeitkicker spielen dürfen. Das stößt auf Kritik

In einem Jahr ist alles schon wieder vorbei: 2024 finden fünf Partien der Fußball-Europameisterschaft der Männer in Köln statt. Die »Host City Cologne«, wie Köln im Uefa-Sprech heißt, ist eine von zehn deutschen Städten, in denen das Turnier ausgetragen wird. ­Gespielt wird im Rheinenergie-Stadion, gefeiert werden soll in der ganzen Stadt. OB Henriette Reker freut sich »auf ein buntes, friedvolles Zusammentreffen der europäischen Fußballnationen, zu dem wir alle Fans in unsere Stadt einladen und willkommen heißen«. Das Fußball-Event ist ein guter Hebel fürs Stadtmarketing, im Sportamt wurde eigens ein EM-Büro eingerichtet.

Doch nicht allen gefällt, mit welchen Mitteln die Stadt zeigen möchte, dass das »Herz des Fußballs hier bei uns im Rheinland schlägt«. Neben einem »Football Village« in der Altstadt, in dem auch die Spiele gezeigt werden, einem großen Public-Viewing-Angebot im Tanzbrunnen und einer Zeltstadt für Fans im Jugendpark, soll man auch selbst kicken können. Doch nicht auf Sportplätzen, sondern auf Kleinfeldern im Rheinpark.

»Es ist für mich absolut unverständlich, dass man eine der bedeutendsten Grünflächen der Stadt für ein Massenevent und eine Marketingmaßnahme opfert. Das geht zulasten der Menschen, die in Köln leben und die Fläche zur Erholung nutzen«, sagt Andreas Hupke, Bezirks­bürgermeister im Stadtbezirk ­Innenstadt. Seine Partei, die ­Grünen, brachte in der Bezirksvertretung Ende Mai einen Antrag ein, in dem sie die Nutzung des Rheinparks als »Fanzone« ­ablehnen. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.


Man opfert eine der bedeutendsten ­Grünflächen der Stadt für ein Massenevent
Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Innenstadt

Die Bezirkspolitiker fürchten starke Schäden an den Grünflächen und Zierbeeten. 1957 und 1971 fand dort die Bundesgartenschau statt, das Gelände liegt ­zudem in einem Landschaftsschutzgebiet und steht unter Denkmalschutz. »Den Rheinpark mit Stollenschuhen zertreten zu lassen, ist ein Frevel an 70 Jahren Gartenbaukunst«, so Hupke. »England gilt ja als Mutterland des Fußballs. Da käme allerdings niemand auf die Idee, einen gepflegten englischen Garten für Massen von Kickern freizugeben.«

Der Fußball ist das eine, die Fußballer sind das andere. »Wenn sich da Hunderte Menschen jeden Tag treffen, bringen die sich ihr Bier mit und machen Party. Man wird dort Schlachtfelder haben wie sonst am Aachener Weiher«, glaubt Hupke. Ordnungskräfte, ausreichend viele Toiletten und ein Verbot von Bierwagen könnten das Problem nicht lösen.

Über das EM-Konzept der Stadt wird der Rat wohl im Herbst abstimmen. Das Votum der Bezirkspolitiker gegen Fußballfelder im Rheinpark ist nicht bindend. Ein Konflikt könnte darüber aufbrechen, wie wichtig der Stadt der Schutz ihrer Grünflächen ist. Hupke sieht in den derzeitigen Plänen Parallelen zum Ausbau des FC-Trainingsgeländes im Äußeren Grüngürtel sowie zur Nutzung des Inneren Grüngürtels im Straßenkarneval. Er rechnet mit Widerstand aus Politik und von Umweltschützern: »Ich sehe die Kicker noch nicht laufen.«