Park kommt nicht von Parken
Sobald es auf Nippes zugeht, fährt die Linie 13 auf Stelzen. Man baute einst die Hochbahn, um Platz zu schaffen für den wichtigsten Verkehrsteilnehmer: das Auto. Die Gürtelstraße sollte von Mauenheim weiter bis zur Mülheimer Brücke ausgebaut werden, vierspurig. Doch Anwohner protestierten, das Projekt stockte, und wurde 2018 — fünfzig Jahre später — endgültig aufgegeben. Statt Auto- soll es nun eine Radschnellstraße geben, und aus der Brache rund um die Hochbahn mit ihren Schotterparkplätzen und wildem Gestrüpp soll der »Grünzug Nippes« werden. Bäume werden gepflanzt, es soll Spiel- und Sportplätze und ein Wasserspiel geben. Anfang September gab der Finanzausschuss mehr als eine halbe Million Euro frei, damit weiter geplant werden kann.
Die SPD stimmte dagegen, denn: Im neuen Park sind Autos nicht mehr vorgesehen!
Die Sozialdemokraten aber stimmten dagegen. Denn kurz zuvor hatten sie schockierende Details aus der Verwaltung erfahren: Im neuen Park sind Autos nicht mehr vorgesehen! Ganze 236 Parkplätze fallen weg! »Das Ratsbündnis vernichtet immer weiter Parkplätze«, beschied die SPD. Die Fraktion will, dass »Veedelsgaragen« gebaut werden, die FDP ebenfalls, schließlich dürfen sie sich damit rühmen, die »Quartiersgarage« erfunden zu haben, deren Bau sie seit vielen Jahren ebenso laut wie folgenlos fordern.
Wenige Tage später stand schon wieder die Hochbahn im Fokus: Der Rat beschloss, dass sie zwei neue Haltestellen bekommen soll. Die Linie 13 soll in Zukunft auch an der Niehler Straße sowie der Boltensternstraße halten. Gute Idee, waren sich alle Fraktionen einig. Aber wenn man sich schon die Mühe mit den neuen Haltestellen mache, könne man doch gleich noch eine Veedelsgarage dazu stellen, fand die SPD. Die Grünen fanden, man habe nun genug von solcherlei »Fantasiebauten« gehört, um anschließend mit ihren Bündnispartnern von Volt und CDU selbst wieder mit dem Thema um die Ecke zu kommen: Nun soll es eine Quartiersgarage am geplanten Busparkplatz am Kuhweg geben, jenseits der Slabystraße — eine Veedelsgarage in größtmöglicher Entfernung zum nächsten Veedel, sozusagen.
Doch so bald müssen die Kölner nicht Abschied nehmen vom gewohnten Anblick der Hochbahn. Die Haltestellen können im besten Fall ab 2028 gebaut, der Park frühestens ab 2026 angelegt werden. Bis dahin bleiben die Schotterparkplätze dem Veedel erhalten. Die Hochbahn selbst galt übrigens schon vor 15 Jahren als sanierungsbedürftig. Sollte die Stadt das 70er-Jahre-Bauwerk irgendwann wieder in Form bringen, hält die SPD auch schon einen Auftrag an die Verwaltung bereit: »Besonders zu berücksichtigen ist die anstehende Sanierung der Brückenkonstruktionen« — für den Bau von Quartiersgaragen, natürlich.