Ein neues Theater für Köln
An einem dieser heißen Spätsommertage, der Asphalt auf der Aachener Straße flimmert unter dem gleißenden Sonnenlicht, öffnet Lena Breuer die Tür: Gerade ist sie in ihrem neuen Theater angekommen. Es wird renoviert, und als allererstes, wie immer, wenn Lena Breuer durch die Tür zwischen den großen Schaufenstern ins Innere tritt, muss sie sich erst einmal selbst umschauen. Gerade wurden die Toilettenräume neu gefliest, sogar eine Dusche eingebaut, und in allen Räumen riecht es nach frischer Farbe von den Malerarbeiten. »Hier wird bald eine Theke installiert«, erzählt Lena Breuer und deutet auf eine Wand im langgezogenen Eingangsbereich, aus der schon ein Bündel Stromkabel für die Anschlüsse ragen. »Und hier, vor den Schaufenstern, soll ein großer Tisch hinkommen, an dem man zusammen sitzen und Pläne schmieden kann.«
Vor einigen Monaten hat sie die ehemalige Kunstgalerie in der Aachener Straße 65 gemietet. Hier soll bald ein neues Theater in Köln eröffnen, ein Theater, speziell für Improvisation und ein Zuhause für die von Lena Breuer gegründete Schule »Impro Köln«. Ein Raum ist bereits fertig, nämlich der, in dem die Workshops stattfinden werden: Ein großer Spiegel hängt an der Wand, einige Stühle stehen nebeneinander aufgereiht und in einem großen Blumentopf wächst eine Monstera vor dem Fenster. Im Schatten auf der weitläufigen Terrasse auf der Rückseite des Hauses beginnt Lena Breuer bei eisgekühlter Cola zu erzählen — und ein Eindruck drängt sich sofort auf: Lena Breuer lässt sich nicht so schnell unterkriegen, bei der Verwirklichung ihres Plans.
Beim Improtheater lernt man viel für’s Leben Lena Breuer, Impro Köln
2019 beginnt die Geschichte von Impro Köln, damals beschließt Lena Breuer all das, was sie in ihrer Schauspielausbildung und unzähligen Fortbildungen zum Improtheater, unter anderem in den USA, gelernt hat, zum Beruf zu machen. Ein Journalistikstudium und die Mitarbeit bei verschiedenen größeren Produktionen liegen hinter ihr, aber immer wieder kommt sie doch auf ihre Leidenschaft zurück. Warum also nicht den Sprung ins kalte Wasser wagen? Sie gründet die Improschule in Köln, nur einige Wochen später kommt die Pandemie und mit ihr der Lockdown. »2022 habe ich Impro Köln dann quasi ein zweites Mal eröffnet, mittlerweile haben wir acht Workshops an fünf unterschiedlichen Standorten in Köln.« Der Wunsch nach einem eigenen Ort, einer neuen Bühne in Köln, die auch internationale Improkünstler*innen für Veranstaltungen und Produktionen einlädt und vernetzt, wird größer.
In der ehemaligen Kunstgalerie auf der Aachener Straße hat Lena Breuer eine Immobilie gefunden, die passt — zentral gelegen, mit einem großen Foyer, einer Theaterbühne im Keller, in dem bis zu 70 Besucher*innen Platz finden, und einem Raum für Workshop-Angebote. Einige Wasserschäden später, die die Renovierungsarbeiten zurückwarfen, und maroden Stromkabeln, die ausgetauscht werden mussten, hat Lena Breuer nun eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, weil die Kosten die ursprüngliche Kalkulation weit übersteigen. Rund 9.000 Euro sind bei Redaktionsschluss bereits zusammengekommen, 20.000 Euro sind das angestrebte Ziel. Und dann wäre da noch eine weitere Geduldsprobe: Weil die letzte Baugenehmigung von Anfang der 1960er Jahre stammt, muss die Stadt Köln der Änderung des Nutzungskonzeptes für die Räume zustimmen. Bis zur geplanten Eröffnungsfeier im November dürfte das schwierig werden.
»Eine der wichtigsten Grundregeln bei Improtheater lautet: Du wirst in jedem Fall scheitern«, erzählt Lena Breuer lachend. »Und dass man Veränderungen bejahend annimmt.« Etwa wenn man beim Improtheater-Spiel mit eigenen Gesten klar machen möchte, man fahre gerade ein Auto, das aber vom Gegenüber nicht verstanden wird und man sich dann in dem von der anderen Person vorgegebenen Kontext neu verorten muss.
»Da lernt man ganz viel für’s Leben«, sagt Lena Breuer. »Und wann macht man das als erwachsener Mensch überhaupt noch: Sich mit anderen treffen, um gemeinsam zu spielen, ohne produktiv sein oder am Ende ein Ergebnis präsentieren zu müssen.«
Mit Impro Köln soll diese Szene, die in Köln noch keine feste Spielstätte hat, endlich ein Zuhause bekommen.