Es hat sich ausgekauft
Die Menschheit hat’s verkackt. Das ist die Essenz der Endzeit-Komödie »Eigentum« von Thomas Köck. Die Uraufführung der kafkaesken Geisterbahnfahrt durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat Regisseurin Marie Bues im Depot 1 inszeniert.
Alles beginnt mit einer Proto-Szene des Besitz- und Herrschaftsdenkens: mit der Entdeckung, also kolonialen Eroberung und gewaltsamen Unterwerfung der vorgeblich »neuen Welt«. In diesem Fall schlägt aber die begehrte Südseeinsel zurück: Ein Vulkan bricht aus und nur der Captain, ein gewisser James Cook, überlebt — verwirrt und besessen von der Erinnerung an ein Spukhaus auf der Insel, dessen Keller unendlich in die vulkanischen Tiefen reichen sollen.
Als Symbol des ganzen unseligen Eigentums ragt auf der Bühne von Heike Mondschein ein hohes, weißes Hausskelett empor. Darin steigen und straucheln die Figuren der ziemlich lustigen Gegenwarts-Szenen herum. Zuerst klettern Florence Adjidome und Yuri Englert zur angeblichen Exklusivbesichtigung einer Immobilie herein. Dann werden es aber immer mehr und mehr Interessent*innen. Katharina Schmalenberg saust als Top-Maklerin auf dem Hoverboard über die Bühne. Sie ignoriert Beschwerden professionell und lässt im Plauderton Analysen einfließen: »Nicht wahr, man will einfach, kaum dass man eingetreten im fremden Land, sich einfach wie zu Hause fühlen. Kommen Sie, nur keine falsche Scheu, die Sie eh nie hatten!«
Im Haus bricht ein Krieg aus, Menschen verschanzen sich in den Zimmern, paktieren, kämpfen: Eigentum — oder die Aussicht darauf — als Ursprung allen Übels. Diese Mischung aus Ironie, politischer Theorie und einem guten Blick für dieses Zuviel an »Allzumenschlichem«, das der Spezies letztlich ihren Lebensraum kostet, macht die Stücke von Thomas Köck so besonders.
Auch der dritte Erzählstrang, die Zukunft, bleibt dem Prinzip Ironie-des-Schicksals treu. Hier trudeln die letzten Überlebenden der Menschheit in ihrem Raumschiff-Eigenheim durchs All. Sie sind bereit, für Rohstoffe ein Kind zu töten. Nur dass das gar kein wehrloses Kind ist, sondern einer jener Cyborgs, die unerkannt den Planeten übernommen haben …
Es ist nicht einfach, lauter Un-Orte auf die Bühne zu bringen. Da wirken die szenischen Mittel — dramatische Videos, bronze-glänzende Chor-Choreographien, launige Erzählpassagen — irgendwann redundant. Aber wenn man einigermaßen gerne denkt, lohnt es dennoch, sich auf die schräge Mischung aus poetischem Sound und beiläufigen Gesellschaftsanalyse-Hämmern einzulassen.