fremdwOrte

Geschichten, die nur durch einen Zufall erzählt werden können — das haben die Texte dieses Literatur-Specials gemeinsam. In Fatma Tunas »Ein Blick auf die Straßenseite« führt ein vergessener Schlüsselbund zum Einblick in ein Stück deutsch-deutscher Geschichte. Cemal Kılıç ist in »Fotomontage« mit einer fast aussichtslosen ­Situation konfrontiert, in der ihm ein spontaner Einfall weiterhilft.

Dass diese Geschichten erzählt werden können, hat ­wiederum wenig mit Zufall zu tun, sondern mit ­Kontinuität. Seit 2015 treffen sich im Autor:innencafé fremdwOrte im Literaturhaus jeden Monat Schreibende mit und ohne Migrationsgeschichte, um sich über Texte, ­Übersetzungen und Fragen des Literaturbetriebs ­auszutauschen. Einmal im Jahr darf die Stadtrevue ­Texte von ihnen ­veröffentlichen.

Cemal Kılıç  

Fotomontage

An einem strahlenden Sommertag schlafen Großstädte, bis auf eine Handvoll Menschen. Die Gemüter der Leute sind von ihren alltäglichen Problemen so belastet und geschwächt, dass sie Traurigkeit darüber verspüren, noch nicht einmal einen Schritt vorwärtsgekommen zu sein, obwohl die Jahrhunderte vergehen, da sie unentwegt um sich selbst kreisen.

Wenn wir zu Hause eine Fliege summen hören, versuchen wir, sie sofort zu töten. Wir machen selbst vor einem Mord an Menschen nicht Halt, was kümmern uns da die Fliegen? Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Einige von uns sind sich des technischen Fortschritts nicht bewusst: Sobald man ein paar Knöpfe drückt, gibt es keine Welt mehr.

Jene, die sich gegen solche Gräueltaten stellten, wurden an Händen und Füßen gefesselt, samt ihrer Gedanken eingesperrt und fristeten ihr Dasein zwischen vier Wänden. Seelen, deren Gedanken und Körper eingesperrt waren, weil sie nach Freiheit schrien, und die nichts anderes hatten. Zu Unrecht waren sie jahrelang mit gefesselten Händen in Gefängnissen und hinter dicken Mauern eingesperrt. Aufgrund von Hungerstreiks fielen sie der Reihe nach, einer nach dem anderen, als Märtyrer, und ihre Leichen wurden ­ihren Familien übergeben. Solche Ereignisse verfolgten wir und berichteten im Anschluss darüber: vor den Gefängnissen, auf den Plätzen und an ihren Gräbern.

Eines Abends erhielten wir die achricht, dass es im Karacaahmet Cemevi ein Trauermahl für eine Seele geben sollte, die wir kürzlich während des Hungerstreiks verloren hatten. Für dieses Ereignis bereitete ich mich am vorhergehenden Abend vor. Wie für solche Anlässe üblich stand ich frühmorgens auf. An Arbeitertagen oder bevor ich zu Beerdigungen von Revolutionären ging, duschte und rasierte ich mich üblicherweise. Anschließend kämmte ich meine Haare gründlich und brachte sie in Form. Seit meiner Kindheit legte ich Wert darauf. Schon damals ­benutzte ich meine Finger als Kamm, um abstehende oder unordentliche Haare zu frisieren. Zu solchen Anlässen trug ich auch immer meine beste Kleidung, um tadellos am Veranstaltungsort zu erscheinen. Auch das Frühstück vernachlässigte ich nie. Lediglich meinen Ausweis und meinen Führerschein nahm ich mit. Es spielte keine Rolle, ob ich Geld ­dabeihatte.

Nachdem ich bei der Zeitung, für die ich arbeitete, erschienen war und meine Freunde mit einem Lächeln und einem »Guten Morgen« begrüßt hatte, las ich die überregionalen Tageszeitungen und verfolgte, was im Land und in der Welt geschah. Nachdem ich alle interessanten Neuigkeiten durchgesehen und gelesen hatte, sprachen meine Freunde und ich darüber, wie die Arbeitsaufteilung der für den Tag anstehenden Aufgaben aussehen sollte. Wir klärten untereinander, wer was zu tun hatte und wohin er bzw. sie gehen sollte, und nahmen anschließend unsere Arbeit auf.

An diesem Tag bestand meine Aufgabe darin, der Gedenkfeier ­eines Genossen beizuwohnen. ­Zunächst wurde für unseren ge­fallenen Kameraden im Cemevi ein Trauermahl serviert. Meine Freunde und ich nahmen uns jeweils einen Teller mit Essen und setzten uns an einen Tisch. Plötzlich sah ich  diejenige, die ich liebte, vor mir mit kleinen, schnellen Schritten gehen. Sie ging mit ihrem Essen auf dem Tablett weiter und setzte sich an einen anderen Tisch. Nach dem Essen machten wir uns alle auf den Weg zum Friedhof. Als wir am Friedhof ankamen, bemerkten wir eine massive Polizeipräsenz. Sie warteten darauf, die Demonstranten in mehreren Fahrzeugen abzuführen. Als wir an den Gräbern vorbeiliefen, erkannte ich die Namen all der gefallenen Märtyrer auf den weißen Marmorsteinen. Ich las ihre Namen einzeln. Jeder von ihnen war in einer anderen Organisation gewesen, ich küsste ihre Grabsteine. Sie strahlten wie die Sonne. Wir gingen an den Gräbern vorbei und versammelten uns am Grab unseres lieben Kameraden.

Nachdem alle sich um das Grab versammelt hatten, begann die Zeremonie. Also fing ich an, Fotos zu machen. Nach ein paar Fotos kam Düriye zu mir und bat mich um die Kamera. Ich überließ sie ihr. Es folgten Reden, in denen stets die Bedeutung des Hungerstreiks hervorgehoben wurde. Auch wurden die ehrenvollen Worte des Märtyrers zitiert: »Ich muss der Erste sein, ich muss den ersten Schritt tun.« Die Reden waren sehr fließend und ihr Inhalt ­literarisch. Anschließend wurde eine Schweigeminute abgehalten. Eine großgewachsene Frau mit langem schwarzem Haar begann das Gedicht »Es gibt einen Ansturm zur Sonne« von Nâzım Hikmet vorzutragen. Ich stand direkt neben dem Grab.

Nach der Beisetzung verließen die Menschen den Friedhof. Die Polizei jedoch nahm alle Personen fest, die der Beisetzung ­beigewohnt hatten, auch mich. Nach einer Woche Haft wurde ich zum Staatssicherheitsgericht in Beşiktaş gebracht. Ich wurde einem fülligen Richter und einem Staatsanwalt vorgeführt. Der Richter saß an einem schönen Tisch, auf dem eine türkische Flagge und eine kleine Atatürk-Büste standen. Er las meine Personalien vor und sagte, dass ich an der Gedenkfeier für Hüseyin Demircioğlu teilgenommen habe. Ich erwiderte, dass ich als Journalist teilgenommen hätte. Der Staatsanwalt glaubte mir nicht. Er beugte sich vor und holte ein Foto aus einer Akte, die er zuvor der Schreibtischschublade entnommen hatte. Er streckte mir das Foto entgegen. Als ich das Foto in die Hand nahm und es mir ansah, fragte der Staatsanwalt: »Und was hast du dazu zu sagen?« Auf dem Foto trug ich ein weißes T-Shirt, und meine in die Luft gereckte linke Hand war wie beim Dichter Nâzım Hikmet und dem Schauspieler Yılmaz Güney zur Faust geballt. Ich begann darüber nachzudenken, wie ich dieser Misere entkommen könnte. Der Richter erwartete von mir eine Erklärung. Währenddessen warfen sich der Staatsanwalt und die Sekretärin Blicke zu, lachten und warteten ebenfalls gespannt darauf, wie ich aus dieser schwierigen Situation herauskommen würde. Mir fiel plötzlich ein Interview ein, das ein General einer Zeitung gegeben hatte. Damals waren Fotos von türkischen Soldaten in der Presse aufgetaucht, die die Leichen kurdischer Guerillas schändeten, und der Generalstab war wegen dieser Fotos in große Erklärungsnot ­geraten. Der General hatte damals versucht, den Vorfall zu vertuschen, indem er behauptete: »Das ist alles eine Fotomontage.« Geistesgegenwärtig sagte ich zum Richter: »Das ist eine Fotomontage.« Mit einem Mal wurden die Gesichter des Staatsanwalts und der Sekretärin rot. Der Staatsanwalt konnte nichts erwidern. Und so entschied der Richter, dass ich nicht schuldig sei. Als ich den Gerichtssaal verließ und mich auf den Weg machen wollte, rannte der Staatsanwalt plötzlich hinter mir her und fing mich vor der

Tür ab: »Das nächste Mal wirst du das Gericht nicht lebend verlassen.« Ich sah deutlich den Hass und die Wut in den Augen des Staatsanwalts. Er tat mir leid, ich wandte mich ab und setzte meinen Weg fort.
(Übersetzung Hakan Akçit, 5.11.2023)


Cemal Kılıç wurde 1961 in Köprücük (Türkei) geboren. In seiner Jugend zog er nach Istanbul, wo er 1981 die Schule abschloss. Er arbeitete in Fabriken sowie für verschiedene Zeitungen. Aufgrund seines politischen Engagements für die Rechte von Arbeiter*innen wurde er mehrfach zu Haftstrafen verurteilt. Seit 2001 lebt er in Köln. Er veröffentlichte die Romane »Orman’a Giden Yol« (»Der Weg in den Wald«, RomansDükken 2019) und »İnsan Bağı« (»Unter Menschen«, Ceren ­Kültür 2022) sowie die autobiografische Kurzprosasammlung »Yaşayan Ölü Adam« (Ceren Kültür 2022), die bereits 2010 unter dem Titel »The Living Dead Man« in englischer Übersetzung in der Weimarer Schiller-Presse erschien.

Hakan Akçit, Autor, Essayist, Kolumnist und literarischer Übersetzer, geboren in Duisburg; Studium der Geschichte, Klassischen Archäologie und Islam­wissenschaft in Münster sowie der ­Angewandten Informatik in Duisburg.

Akçit kuratiert seit 2015 das migrations­politische Portal Zwischenraum für Kunst der Heinrich-Böll-Stiftung und ist Autor der Kolumne »Heimatkunde« der Heinrich-Böll-Stiftung. Er ist ­Mitglied im Vorstand des Landesverbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) NRW, Regionalsprecher des (VS) NRW der Stadt ­Duisburg sowie Gründungsmitglied des PEN Berlin.

 

Fatma Tuna

Ein Blick auf die ­andere Straßenseite

Frei — nichts zu tun. Zwischen dem ganzen Stress in der Uni, der Trennung von meinem Freund und dem neuen Nebenjob, bin ich schon lange nicht mehr in den Genuss eines freien Tages gekommen. Meine Therapeutin meinte zu mir, ich solle mal einen Tag nichts tun — oder eben doch etwas, was ich mir nicht vorgenommen hatte. Einfach einen Tag auf mich zukommen lassen. Ich weiß nicht mal, wie das funktioniert.
Da sitze ich nun, es ist bereits mittags, ich bin gerade aufgewacht und schaue mich um, etwas verwundert darüber, dass ich überhaupt noch so lange schlafen kann, und starre in mein Zimmer hinein. Die Decke ist weiß — nun ja, etwas gräulich geworden mit der Zeit. Die Wände sind voll mit den immergleichen liebevoll ausgewählten Bildern. Ich tue nichts und warte. Lasse die Zeit in mich hineingleiten und entspanne. Es fühlt sich so an, als ob Stunden vergangen wären, ich schaue auf die Uhr — eine halbe Stunde. Das wird ein langweiliger freier Tag.

Wenn du jetzt nicht rausgehst, denke ich mir, wirst du in deinem Zimmer vor dich hinstinken. Etwas unmotiviert springe ich also unter die Dusche, gönne mir ein ausgiebiges Frühstück und fliehe möglichst schnell aus meiner Wohnung. Die Sonne sticht in meine Haut, während der Wind mich peitscht. Der lange sommerliche Cardigan, den ich trage, scheint, als sei er auf der Flucht vor meinem Körper. Was für ein beschissenes Wetter, denke ich mir. Ich gehe durch meinen Kiez. Oh, hier ein neuer Laden, oh, dieser hier hat aber wieder dichtgemacht. Schwierige Wirtschaftslage. Schade um die kleine Bäckerei. Kurze Zeit später stehe ich wieder vor meiner Haustür.

»Entdecken Sie doch Neues für sich!«, hatte meine Therapeutin mir geraten. Nun ja, die Entdeckungen können doch nicht so groß sein an einem Ort, wo man um jeden kaputten Pflasterstein mit geschlossenen Augen umhertänzeln könnte.

Ich stehe vor meiner Haustür — ohne Schlüssel. So eine verfickte Scheiße. Meine Mitbewohnerin wird erst in etwa drei Stunden nach Hause kommen, sie ist getaktet wie ein Uhrwerk. Ich habe kein Geld dabei, um mich in ein Café zu setzen, und mein Handy hab’ ich daheim gelassen. »Shit!«, denke ich mir, und überlege, was ich tun soll. Eine ältere Frau schaut von der gegenüberliegenden Straßenseite aus dem Fenster zu mir rüber, ich schaue zurück und lächele sie freundlich an. »Kalt ist’s heute, wa?«, ruft sie mir zu, »Oh ja, und ich hab’ meinen Schlüssel nicht dabei«, entgegne ich ihr. Meine Therapeutin meinte, ich solle offen gegenüber neuen Bekanntschaften sein, und ich glaube, ich hab’ seit der Jahrtausendwende nicht mehr mit mir unbekannten Menschen gesprochen.

Eine Handgeste und eine Minute später sitze ich in ihrer Küche. Was für eine liebenswerte Frau. Gudrun heißt sie. »Weeste, da wo ick herkomm’, da läuft sowat janz anders. Da lässt man keenen uff der Straße stehn«, sagt sie mit einer rauchigen Stimme und schüttet mir einen heißen Kaffee ein. Ich schaue in ihre kristallklaren Augen und merke, dass sie mir vorher nie aufgefallen ist, dabei wohne ich schon seit Jahren in dieser wirklich doch sehr kleinen Straße. Schon komisch, denn ihre Augen müsste man sich eigentlich merken — sie riechen nach Weisheit und Demut mit einer Prise Schmerz. »Danke, dass ich bei Ihnen reindurfte, ich wusste wirklich nicht, wohin ich sonst hätte gehen sollen.« — »Keen Problem, Kleenes, wissense, dat wa früher mal anders hier. Ick wohn schon seit fuffzisch Jahren hier in der ­Jejend, davor hab ick in Friedrichshagen jewohnt.« Sie ist unglaublich redselig, erzählt von ihrer­Jugend, ihrer ersten Ehe, ihrer zweiten Ehe, ihrer dritten Ehe und von allen drei Scheidungen, von den Männern — und auch Frauen, die sie in der Zwischenzeit hatte, von Bekanntschaften, die bereits verstorben sind, der Zeit nach dem Bau der Mauer, der Zeit nach dem Fall der Mauer und so vieles mehr, dass ich nicht alles in Worte fassen kann, was sie mir erzählt hat. Und sie erzählt von ihrer Einsamkeit. Sie fasziniert mich, weil sie so anders ist als ich. Ich lechze nach jedem Wort dieser Frau, die so viel erlebt hat, dass es mir schier unvorstellbar erscheint. Wie viel kann ein einzelner Mensch an Erfahrungen sammeln? Gibt es eine Mindestbestellmenge an Erinnerungen, die man bis zum Ende seines Lebens im Warenkorb haben muss, bevor man stirbt? Ich merke, dass ich nicht mal annähernd so viel über mich zu berichten habe. Zwischen all dem Zeugs, das ich zu tun habe, bleibt mir kaum Zeit zu reisen,
zu leben, zu lieben und Erinnerungen zu schaffen.

Sie holt ihr Fotobuch heraus und fängt an, mir Geschichten aus unserer Straße zu erzählen. Von Hans zum Beispiel, der eine Metzgerei betrieben hat, da wo heute das Internet-Café steht. Hans war verheiratet mit Emma, die mit ihrer Tochter aus der DDR geflohen war, ein paar Tage in der Stadt umherirrte, um dann irgendwann vor Hans’ Tür zu stehen und um Essen zu bitten. Hans fand Emma so schön, dass er sie keine zwei Monate später geheiratet hat. Glückliche Ehe, man hatte nie Geldsorgen, die Tochter hatte gute Schulnoten. Eine Bilderbuchfamilie. Einige Jahre später aber verschwand Emma spurlos. Zwei Monate nach ihrem Verschwinden wurde Hans verhaftet. Später hörte Gudrun von Silvia, einer anderen Nachbarin, dass man im Hinterhof der Metzgerei menschliche Knochen gefunden habe, aber keine fleischlichen Überreste. Gruselgeschichten aus der Nachbarschaft.

Sie erzählte auch von Werner, dem Spießer, der kurz nach der Wende in der Wohnung über ihr eingezogen war. »Janz komisch hat der immer jekiekt.« Irgendwann ist Gudrun im Hausflur zwei Männern begegnet, »so janz in schwarz warense jekleedet«, und als sie anfing, im Hausflur einen komischen Geruch wahrzunehmen, rief sie die Polizei, die Werner tot auffand. Man berichtete von einem natürlichen Tod.

»Ne, ne, der hat viel Mumpitz ­jemacht. Der wurde abjemurkst, janz sicher«, kommentierte ­Gudrun. Ich nicke zustimmend. »Darf ich dich was fragen, Gudrun«, unterbreche ich sie. »Du wohnst hier seit Jahren, kanntest viele Menschen, warst beliebt und eine Vertrauensperson. Warum fühlst du dich einsam?«, frage ich sie. Das Alter, die Gebrechlichkeit, der Tod seien passiert und mittlerweile sei der Ort, wo man wohnt, nicht mehr der Ort, wo man lebt, sagt sie. Dann folgt Stille. Ich erinnere mich an meinen Spaziergang. Ich habe unzählige Häuser passiert, in denen unzählige Geschichten stecken, die ich niemals hören ­werde. Irgendwann schau ich auf die Uhr und stelle fest, dass ich seit etwa fünf Stunden bei Gudrun ­sitze. Gudrun schaut mich an und sagt: »Kind, ick hab dir schon zu lang uffjehalten. Ein junges Ding in deenem Alter, dat hat bestimmt noch wat zu tun.« — »Nein, ich hab’ es wirklich sehr ­genossen bei dir. Aber ich glaube, ich sollte doch wohl besser nach Hause, nicht, dass meine Mitbewohnerin wieder aus dem Haus geht.« — »Keen Problem.«
Als wir an der Tür stehen, dreh ich mich zu ihr um und bedanke mich, sie schaut mich ­etwas ­traurig, aber würdevoll an. Ihre kristallklaren Augen wecken Sehnsucht in mir. »Gudrun, nächste Woche, gleiche Uhrzeit?« — »Komm eenfach vorbei, ick bin zu Haus.«

Fatma Tuna ist gebürtige Berlinerin, die es bereits vor anderthalb Dekaden nach Köln verschlagen hat. Hier hat sie unter anderem Germanistik studiert. Sie macht irgendwas mit Kunst und Kultur und hat richtig viel Spaß dran. Außerdem schreibt sie, vor allem über den Alltag, denn der wird in der Literatur gerne mal übersehen. Fatma wird übrigens 2024 das interkulturelle Autor*innencafé im Literaturhaus Köln übernehmen (und freut sich sehr, wenn ihr vorbeikommt).