Ende ohne Schrecken

Die Historische Mitte wird nicht gebaut werden. Für Köln ist das eine gute Nachricht

Die »Historische Mitte« ist ein Fall für die Historie. Mitte Januar gab das Domkapitel seinen Ausstieg aus dem Projekt bekannt. Es wollte dort das Kurienhaus neu bauen, das neben einem neuen Verwaltungsgebäude für das Römisch-Germanische Museum und einem Neubau für das Stadtmuseum die ­Historische Mitte gebildet hätte. Die Kosten seien zu hoch, heißt es jetzt. Als die Historische Mitte 2018 im Rat beschlossen wurde, lagen die geschätzten Kosten für das gesamte Projekt bei 135 Millionen Euro. Aktuell werden sie auf 207 Mio. Euro geschätzt, 20 Prozent davon, rund 41,5 Mio. Euro hätte das Domkapitel tragen müssen.

Offiziell für tot erklären will das Projekt noch niemand, aber eine Idee, wie es weitergehen könnte, ist auch nicht in Sicht. Zumal die Stadt zeitgleich erklärt, dass sich die voraussichtlichen Kosten für die Sanierung des Hauptgebäudes des Römisch-Germanischen Museums von 41,7 Mio. Euro im Jahr 2015 auf aktuell 177 Mio. Euro mehr als vervierfachen dürften.

Dennoch ist das Aus für die Historische Mitte eine gute Nach­richt. Das Projekt wirkte von Anfang an wie ein wenig durchdachter Schnellschuss, der vor dem Ende der Amtszeit des damaligen SPD-OBs Jürgen Roters noch durch den Rat gebracht wurde. Bis heute ist etwa unklar, was mit dem Zeughaus geschehen soll. Dort war das Stadtmuseum untergebracht, bevor es 2017 durch einen Wasserschaden unbenutzbar wurde. Es gehört der Stadt Köln und steht unter Denkmalschutz, muss also weiter genutzt werden.

Bedauerlich ist allerdings, dass das Ende nun aus finanziellen Gründen erfolgt anstatt aus städtebaulicher Einsicht. Die Idee hinter der historischen Mitte war, damit eine Art archi­tektonisches Entrée für die »Via Culturalis« entstehen zu lassen. Der — vermutlich erwünschte — Nebeneffekt wäre, dass Tourist:in­nen noch weniger von Köln zu sehen bekommen, weil sich die großen Museen und Attraktionen auf einem knappen Quadratkilometer rund um den Dom befinden. Die Idee wirkt altbacken: Touristische Gäste interessieren sich heute mehr für das Leben in den Veedeln als für gotische ­Kirchen. Und gleichzeitig fehlt es rund um den Dom an Orten, wo sich Menschen auch ohne Konsumzwang treffen können: zum Reden, zum Demonstrieren, zum Peoplewatching — halt für die Dinge, die eine Stadt schon immer interessanter als ihr Umland gemacht haben.