Joann Sfar: »Die Synagoge«

Ein Buchtipp der Stadtrevue

»Mein Thema ist die Verstockung des Herzens«, fasst Joann Sfar ­gegen Ende seiner neuen Graphic Novel »Die Synagoge« sein Anliegen zusammen. »Ich weiß nicht, ob man ihr mit der Faust oder mit Schreien entgegentritt. Oder mit Büchern.« Kämpfen, Schreien oder Schreiben, diese drei Strategien gegen die »Verstockung der Herzen«, den Antisemitismus, der ihm sein Leben lang tagtäglich begegnet ist, spielt er in dem autobiografischen Comic durch. Bereits in zahlreichen seiner Arbeiten hat sich der französische Zeichner dieses Themas angenommen, noch nie jedoch so nah an seiner eigenen ­Familiengeschichte.

Der 50-jährige Sfar blickt zurück auf seine ­Jugend in Nizza, wo er sich um Synagogenbesuche mit seinem Vater drückt, indem er Teil des jüdischen Wachdienstes wird und Kampfsportarten erlernt, nur um in brenzligen Situationen dann doch nicht die Faust, sondern die Worte zu wählen — selbst mit dem »viel zu netten« Naziskin aus dem Boxverein findet er eine Sprache. Einer der letzten Sätze, den Sfar an die Leser richtet, lautet: »Sie können nicht die ganze Welt schlagen, aber nichts verbietet ­Ihnen, mit ihr zu sprechen.« Keine leichte Aufgabe, die Sfar sich mit jedem weiteren seiner Bücher vorgenommen hat.