Ende einer Überfahrt
Die Kölner Brücken sind berüchtigt: oft so marode, dass sie aufwändig saniert werden müssen wie die Mülheimer Brücke, oder sie werden sogar abgerissen und neu gebaut wie die Leverkusener Brücke. Weitere Querungen über den Rhein für die vielen Berufspendler werden zwar untersucht, aber es geht nicht voran: ein Wassertaxi-System wird seit bald zehn Jahren diskutiert, ein Seilbahnsystem seit 2019. Eine Fähre zwischen Niehl und Stammheim bremst die Stadt mit Hinweis auf übergeordnete Pläne aus. Und seit einigen Wochen ist auch noch die Fähre im Kölner Norden eingestellt, die Langel mit Leverkusen-Hitdorf verbindet. Sie nimmt womöglich nie wieder den Betrieb auf.
Denn Anfang Dezember havarierte das in die Jahre gekommene Dieselmotor-Schiff mit sechs Menschen an Bord wegen eines technischen Defekts und musste abgeschleppt werden. Seitdem ist der Betrieb eingestellt, weil es keinen Ersatz für das Schiff gibt.
Betreiberinnen der Fähre sind zu gleichen Teilen die Stadt Leverkusen und die Kölner Häfen und Güterverkehr (HGK), eine Tochtergesellschaft der Stadt Köln. Ein Gutachten soll klären, ob der Betrieb des Fährschiffs noch mal möglich wird. Die HGK vermutet einen längeren Ausfall, schon zuvor hatte es immer wieder Störungen gegeben.
Das wiegt umso schwerer, als dass die Fähre — anders als jene im Süden zwischen Zündorf und Weiß — nicht überwiegend Ausflügler, sondern viele Berufspendler auf dem Rad oder im Auto befördert; doch auch Lkw und Landmaschinen setzten bislang über — werktags ab 6 Uhr.
Weil nach einer ersten Information der Stadt wochenlang keine weiteren folgten und auch das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt andere Themen wichtiger fand, nahm sich nun die SPD des Themas an und profiliert sich als Anwältin des Kölner Nordens — insbesondere auch für die Landwirte, die mit ihren Fahrzeugen nicht auf die Leverkusener Autobahnbrücke ausweichen können.
Allerdings rentiert sich der Betrieb der Fähre auch kaum, und ein neues, klimaschonendes Schiffsmodell würde schätzungsweise 5 Mio. Euro kosten. Für SPD-Fraktionschef Christian Joisten aber gehört die Langeler Fähre zur »kommunalen Daseinsvorsorge«, ähnlich wie ÖPNV, Müllabfuhr und Trinkwasserversorgung. »Auch wenn die Fortsetzung des Fährbetriebes aktuell betriebswirtschaftlich nicht optimal ist, ist der volkswirtschaftliche Nutzen der Fährverbindung höher einzuschätzen«, so Joisten in einer Stellungnahme. »Niemand käme auf die Idee, die Kölner Brückenbauwerke betriebswirtschaftlich betreiben zu wollen.«
Nachdem im Verkehrsausschuss ein erster SPD-Antrag, sich für den Erhalt der Fährverbindung auszusprechen, am Ratsbündnis scheiterte, unternimmt man einen zweiten Anlauf: In der Sitzung Anfang März beantragt die SPD, die Wiederaufnahme des Betriebs »mit einem geeigneten Fährschiff mit alternativen Antrieb«. Außerdem solle »geprüft werden, die Fährverbindung in den Nahverkehrsplan der Stadt und das VRS-Tarifsystem aufzunehmen«. Jedoch sinken die Fahrgastzahlen auf der Langeler Fähre, anders als im übrigen ÖPNV, seit Jahren. Die SPD sieht den Grund in den vielen Pannen, die es gab. Mit einem verlässlichen solar- oder batteriebetriebenen Modell würde die Attraktivität wieder steigen, glaubt man.