Ohne Sunnesching
Was Karnevalisten die Laune verdarb, sorgte bei Mitarbeitern des Ordnungsamts und Anwohnern für Erleichterung: das Wetter an Karneval. Bei Dauerregen blieb ein Ansturm auf den »Hotspot« im Kwartier Latäng aus, vor allem an Weiberfastnacht, wenn gewöhnlich besonders viele Feierwütige in die Stadt kommen. Die Zülpicher Straße, die »Ausweichfläche« auf den Uni-Wiesen, auch die neue Bühne am Hohenstaufenring gaben ein tristes Bild ab. Stadt Köln, Abfallwirtschafts-Betriebe, KVB und Polizei zogen denn auch zufrieden Bilanz.
Weil der Straßenkarneval das Konzept der Stadt nicht vor Herausforderungen stellte, lieferten die tollen Tage allerdings auch keine Erkenntnisse. Die drängenden Fragen, die den »Runden Tisch Straßenkarneval« seit Jahren beschäftigen, bleiben unbeantwortet. Welche alternativen Angebote sprechen junge Menschen an, um die Exzesse im Univiertel zu verhindern? Sollte das Programm in der Nähe stattfinden oder verteilt über die gesamte Stadt? Muss sich der Umweltschutz fügen, wenn der Karneval ein Landschaftsschutzgebiet wie die Uni-Wiesen bevölkert?
Angesichts der ruhigen Karnevalstage steht nun zu befürchten, dass das Vorhaben von Stadt und Politik, nachhaltig auf das Geschehen am 11.11. und im Straßenkarneval einzuwirken, zunächst wieder in den Hintergrund rückt. Zumal die Stadt Köln schon in den vergangenen Jahren vor allem bedacht war, den Schaden mit Ordnungspolitik in Grenzen zu halten, anstatt das Fest proaktiv zu gestalten.
Vor diesem Hintergrund erscheinen zwei Personalien interessant, über die in diesem Jahr entschieden wird: Derzeit vakant ist die Leitung des Ordnungsamts, nachdem Athene Hammerich im Dezember nach kaum mehr als einem Jahr zurücktrat. Auch die Zukunft ihrer ehemaligen Vorgesetzten ist ungewiss: Stadtdirektorin Andrea Blome war zuletzt wegen ihres Umgangs mit einem Prüfbericht zum Einsatz privater Sicherheitsdienste an Karneval in die Kritik geraten. Ihre Amtszeit endet am 31. Dezember. Dem Vernehmen nach will die CDU, die Blome für das Amt vorgeschlagen hatte, mit ihr weitermachen. Doch auch die Grünen wollen die zweitwichtigste Position in der Stadtverwaltung mit einem Kandidaten nachbesetzen. Wie jeck die beiden Führungskräfte sind, entscheidet auch über die nahe Zukunft des kölschen Karnevals.