Kölnischer Kunstverein
Die neue Direktorin des Kölnischen Kunstvereins, Valérie Knoll, zeigt auch im dritten und letzten Teil ihrer als Gruppenschau angelegten Antrittsausstellung ihre Sympathie für bestimmte Varianten der Malerei. Ob allein die Artikulation von Sympathien schon ein Konzept darstellt oder es ersetzt, ist eine berechtigte Frage. Jedoch: Eine auf persönlichem Stil basierende Kuratierung, wie hier, bedeutet zumindest eine tiefere Auseinandersetzung mit den einzelnen Bildern. Sie ist der kalten Logik des Signalings vorzuziehen; die Ausstellungspraxis baut folglich nicht allein auf behauptete gemeinsame und obligate »Werte«, sondern hat auch auf der formal-ästhetischen, bildimmanenten oder ideengeschichtlichen Seite Ansprüche zu erheben. Das Gehirn muss nicht an der Pforte des Kunstvereins abgeben werden. Angenehm.
Die Stimmung bleibt, wie bei Teil 1 und 2, allgemein locker. Die Malerei ist eine, die hie und da deutlicher aus dem Bild heraus auf sich selbst als Malerei schaut: durch Referenzialität (Sullivan), Expansion (Angeletti) oder durch die etwas eng gewordene Gasse des Bad Painting, dessen charakteristische Zerlegungen von piktoraler Gravität ein bisschen zu buchstäblich kommen (Reski). Auf dem Weg durch das Obergeschoss hin zum Studio, trifft man ferner auf das ein oder andere formal strengere Bild, etwa die kleinen Leinwände von Jean-Frédéric Schnyder, die dennoch zart wirken.
Den stärksten Eindruck hinterlassen, wie in den beiden Ausstellungsteilen davor, zwei unironische Positionen: Barbara Zenner, deren kleines quadratisches Bild, zwischen den Geschossen hängend, eine rätselhafte Psychologie ausstrahlt. Dabei ist es anregend formal beherrscht, spärlich fast, distanziert, und im Realismus verankert. Des Weiteren Matthias Groebel, mit einem Totenschädel (»Untitled«, 2003) in schamanischem Ornat. Groebels »computerunterstützte« Malereien sind appropriierte Fernsehbilder, Übersetzungen von einem Medium in ein anderes. Es ist der schöne Fall einer konzeptuellen Intuition, die absolut nichts mit Selbstexpression zu tun hat und gerade deswegen aus ihrer Gegenwart heraus — Groebel begann damit bereits Ende der 80er Jahre — etwas zur Zukunft und ihrer Elektronisierung, zur Welt jetzt zu sagen hat. Noch interessanter als eine Erfindung ist die Erfindung einer Technik zur Erfindung.
»Hoi Köln Teil 3: Albtraum Malerei«, Kölnischer Kunstverein, Hahnenstraße 6, bis 24.3.; Di–So 11–18 Uhr