Verzögerungen im Betriebsablauf
Bevor der Stadtrat in die Sommerpause geht, wird er voraussichtlich über das größte Projekt der Ratsperiode abstimmen: Im Juni soll entschieden werden, ob die Erweiterung der sogenannten Ost-West-Achse, auf der die KVB-Linien 1, 7 und 9 fahren, in der Innenstadt oberirdisch ausgebaut werden soll oder mit einem neuen U-Bahn-Tunnel. Einen frischen Impuls lieferte jüngst ein von der Stadt bestelltes Gutachten, nach dem beide Varianten mit Geld von Bund und Land gefördert würden. In einer Mitteilung der Stadt hieß es Mitte März: Die Förderfähigkeit beider Varianten sei »aller Voraussicht nach gegeben, auch wenn die Abstimmungen mit den Zuwendungsgebern noch nicht abgeschlossen sind«. Vor allem bei der teureren Tunnel-Variante war das lange nicht klar.
Damit könnte eine fast zehnjährige Debatte bald enden. Im Winter 2019 stand die Kölner Politik schon einmal kurz vor einer finalen Entscheidung. Doch Grüne und CDU, damals wie heute in einem Mehrheitsbündnis, waren uneins über die Frage. Die CDU wollte den Tunnel, die Grünen nicht. Deshalb beschloss man, nichts zu beschließen — und beauftragte nur eine detaillierte Planung beider Varianten. Die Entscheidung aufzuschieben, war vor allem für die Grünen, die sich einer Mehrheit an Tunnel-Befürwortern gegenübersahen, mit Hoffnungen verbunden: dass sich die politischen Mehrheiten ändern würden und der Tunnel nicht förderfähig sein würde.
Beides ist nicht eingetreten. Vielmehr werden die Fraktionen im Stadtrat aller Voraussicht nach entscheiden, wie sie schon vor fünf Jahren, vermutlich gar vor sieben oder acht Jahren entschieden hätten: CDU, FDP und SPD für den Tunnel. Grüne und Linke dagegen. Volt, seit 2020 im Stadtrat, ist noch unentschieden — aber für eine Mehrheit nicht entscheidend.
Dass man die Entscheidung so lange vertagt hat, war falsch. Die doppelten Planungen haben Geld gekostet und Personal gebunden. Zudem hat man verpasst, bei den Kölnerinnen und Kölnern, die bald täglich mit der Baustelle und später mit einer neuen Trasse zu tun haben werden, Interesse und Vertrauen für das Projekt zu schaffen — es könnte immerhin um den ersten U-Bahn-Bau seit dem Stadtarchiv-Einsturz gehen. Der beschwerliche Weg zur Entscheidung über die künftige Ost-West-Achse hat am Ende nur ein Gutes: dass er im Juni ein Ende nimmt — hoffentlich zumindest.