Zwei Pferde, ein Turm - Richmodishaus, Neumarkt

Päädsköpp

Richmodishaus, Neumarkt

Eine Kolumne über eine Kölner Sehenswürdigkeit schreiben und das als Düsseldorferin? Mit einem gewissen Maß an Skepsis, aber auch Neugier werfe ich einen neu­en Blick auf den achteckigen Rich­modis-Turm am Neumarkt. Ein Turm, den ich bereits kannte und der mir lebhaft in Erinnerung geblieben ist. Denn ungewöhnlich ist es, dass zwei Pferde ihre Köpfe aus einem der oberen Fenster recken. Ich weiß noch ganz genau, dass ich damals meine Begleitung fragte, was es mit den beiden Schim­meln auf sich hat. Einigermaßen überrascht war ich, dass die Pferdeköpfe auf eine alte Sage aus dem 14. Jahrhundert zurückgehen.

Eine Geschichte zur Zeit der Pest, die 1349 Köln erreichte und etwa 20.000 Leben forderte — rund die Hälfte der damaligen Stadtbevölkerung. Leichenberge türmten sich, denen aufgrund der Ansteckungsgefahr nur eine schnelle Beerdigung in Massengräbern zuteil wurde. Auch die Gemahlin des Kölner Bürgermeisters Richolf Mennegin von Aducht blieb nicht verschont. Richmodis war eine der wenigen Personen, die trotz der Ansteckungsgefahr Kranke und Sterbende pflegte. So lange, bis sie selbst dem »Schwarzen Tod« zum Opfer fiel und auf dem Friedhof bei St. Aposteln mitsamt ihrem Schmuck, unter anderem ihrem wertvollen Trauring, beerdigt wurde.

Den Totengräbern blieb dieser Umstand nicht verborgen und so machten sie sich nachts daran, die jüngst Verstorbene wieder auszugraben. Als sie allerdings den Sarg öffneten, mögen sie ihren Augen wohl kaum getraut haben, denn die Totgeglaubte erwachte und jagte den Grabräubern einen riesigen Schrecken ein. Mit der Laterne in der Hand machte sich die Schein­tote schließlich auf den Heimweg. Dort hielt man sie jedoch für einen Geist, wollte sie nicht einlassen. Auch ihr Ehemann glaubte der wundersamen Rückkehr nicht. Eher wähnte er seine Schimmel auf dem Heuboden, als dass seine verstorbene Gattin aus dem Grab wiederauferstanden wäre.

Daraufhin sollen diese tatsäch­lich die Treppe heraufgekommen sein und aus den Turmluken geschaut haben. Eine Geschichte mit einem Happy End, denn Richmodis gesundete schnell und brachte drei weitere Kinder zur Welt. Bis heute schauen die zwei Pferde unter dem Dach hervor und drücken Ur-Kölner ihre Zweifel an einer Geschichte mit »Am Nümaat zwei Päädsköpp« aus. Besonders, wenn der Erzählende noch dazu ein Richmodis Kölsch in der Hand hält.