Heiß begehrt
Die Menschen, die sich auskennen, garantieren uns, dass es dieses Jahr den seit Beginn der Aufzeichnungen heißesten, trockensten oder auch den in seinen Auswirkungen gewaltigsten Sommer geben werde. Vermutlich wird das demnächst keine Meldung mehr sein — weil es von nun jedes Jahr so kommen wird, bis zum Ende der Welt.
Das ist naturgemäß nicht gut für den Menschen. Aber ist es gut für die Gastronomie? Und damit zumindest für die Gastwirte, die im Hinterhof »ein lauschiges Plätzchen« oder neuerdings in der Parktasche vor der Tür ein paar Stühle und Tische stehen haben? Ja, für die vielleicht schon. Schließlich will ja jeder draußen sitzen — egal, ob nun im Halbschatten der Rest-Bäume eines Hinterhofs oder unter einem Werbeschirm an der Kreuzung, was als urbanes Flair gilt. Vieles, was man in Köln einen Biergarten nennt, nennt man in anderen Gegenden Wo-man-sitzen-kann-wenn-drinnen-kein-Platz-mehr-ist. In Köln ist es umgekehrt: Hier sitzt drinnen, wer draußen keinen Platz mehr findet.
Dabei ist in den Restaurants bessere Luft als an der Straßenkreuzung; Ausnahmen bestätigen die Regel. Zudem krabbelt und zappelt drinnen nicht ständig etwas im Glas oder vorm Gesicht herum. Insektensterben hin oder her. Und jetzt wird draußen nicht nur Tabak geraucht, sondern teils auch noch gehascht, wie man hört!
Wenn man also jetzt überall wieder an den Straßen und Plätzen an Bowls, Bier, Burgern und Baumarktmöbeln vorbeiflaniert, stellt sich die Frage, wie lange das noch so geht, dass alle draußen sitzen wollen. Schon lässt sich absehen, dass diese Entwicklung auf einen, ja, Kipppunkt zusteuert. Nicht, weil es den meisten zu viel würde mit Außengastronomie und »Kommerzialisierung des öffentlichen Raums«, sondern weil es in nicht allzu ferner Zukunft zu heiß vor der Tür sein wird, nicht bloß nur für die Sensibelchen. Nein, für alle — und zwar den ganzen schier endlosen Sommer lang. Schon jetzt ist es ja auch nicht die beste Idee, aufwändigere kulinarischer Arrangements draußen zu verspeisen. Man darf diese Zeilen also auch gern als Ermunterung lesen, weiterhin und trotz — oder gerade wegen! — der bald hohen Temperaturen innerhalb der vielen schönen Lokale Platz zu nehmen. Man verpasst den Sommer nicht, er wird lange bleiben.