Robot Dreams
Pablo Bergers oscarnominierter Zeichentrickfilm ist ein Beispiel für einen Trend, der sich im Kino bereits seit einiger Zeit bemerkbar macht: »Arthouse«-Animationsfilme für Erwachsene werden immer beliebter. Und wie viele dieser Filme basiert auch »Robot Dreams«, der im letzten Jahr in Cannes seine Weltpremiere feierte, auf einer Comic-Vorlage. Bereits 2007 erschien die gleichnamige Graphic Novel von Sara Varon. Der Stil der Comicstrips wurde für den Film nur leicht angepasst, 2D-Animationen kommen den gezeichneten Seiten nahe, sind aber deutlich farbenfroher.
Die Geschichte erzählt von einem in New York alleinlebenden Hund, dem seine eigene Einsamkeit zunehmend bewusst wird. Um sie zu überwinden, legt er sich einen Roboter zu, mit dem er sich anfreundet und seine Tage verbringt. Auf den ersten Blick folgt »Robot Dreams« einer naiv-kindlichen Erzählung über eine Freundschaft, die ihre schönste Zeit im Hochsommer findet — passend unterlegt von Earth, Wind & Fires Disco-Hit »September«, den spätestens beim Verlassen des Saals alle summen. Um die Gefühlswelt der Figuren auszudrücken, vereint der bemerkenswerte Soundtrack von William Bells Memphis-Soul-Klassiker »Happy« bis hin zu »I Hate Hate« der New Yorker Hardcore-Punkband Reagan Youth zahlreiche Genres.
Und so kommt der gesamte Film ganz ohne Dialoge aus — ohne an Inhalt zu verlieren. Wie wunderbar Kommunikation über alles andere als Dialoge funktionieren kann, beweist »Robot Dreams« mit langen Einstellungen und spannenden Wimmelbildern. So kann auch ein jüngeres Publikum Freude an dem Film finden, andere verdrücken hier und da auch mal eine Träne.
Zwischen Rollerskating und Eiscreme schlecken verfliegen die Tage von Hund und Roboter wie im Flug, bis sie eines Tages auf tragische Art und Weise getrennt werden. Die einfache Erzählung bekommt eine tiefere Ebene: Es geht um Verlust, Trennung, neue Partner*innen und vergangene Liebe. »Robot Dreams« wiederholt hier allerdings Narrative von Zweierbeziehungen, Heteronormativität und Trennungen, die allzu oft im Kino präsentiert werden — von einem Festivalfilm kann man mehr erwarten.
E/F 2023, R: Pablo Berger, 102 Min. Start: 9.5.