»Grau« & »Rot« von Jasper Fforde
Das größte Problem mit Science-Fiction-Romanen ist, dass sie oft sehr humorlos sind. Dieses Problem hat die neue Reihe des britischen Autors Jasper Fforde nicht. Mit viel Wortwitz beschreibt er in »Grau« und »Rot« eine Gesellschaft, die dem UK der 50er Jahre ähnelt, in der Schichtzugehörigkeit aber durch Farbwahrnehmung ersetzt worden ist. In »Grau« muss Eddie Russett, Sohn eines »roten« Arztes aus der Großstadt aufs Land ziehen. Dort findet er, dass die gesellschaftliche Farbhierarchie nicht so streng eingehalten wird, wie er es erwartet. Beziehungen verlaufen über die Farbgrenzen hinweg und auch das Streben nach Meriten, einem Belohnungssystem wie Chinas Sozialkredit, wird vernachlässigt. Und dann ist da noch die Unterschicht der »Grauen«, die sich als vielschichtiger herausstellt als er angenommen hat. Aus eben dieser stammt Jane, mit der sich Eddie in »Rot« abgesetzt hat, um mit einer Schauspieltruppe subversives Gedankengut in die fixen Hierarchien einzuschmuggeln. Ffordes Welt ist zugleich glaubwürdig und absurd, und auch wenn Hauptfigur Eddie oftmals ein wenig farblos wirkt, platziert Fforde ihn jedes Mal inmitten eines spannenden Plots. Clever, lustig und trotzdem ernst.
Eichborn, 560 Seiten/512 Seiten, je 18 Euro