Dahinter muss irgendwo die Oper sein: Baustelle am Offenbachplatz

Schuld und Bühne

Die Sanierung der Oper wird diesen Monat doch nicht fertig. Es dauert alles noch länger und wird noch teurer

3. Mai, Theo-Burauen-Platz. Vor dem Spanischen Bau des Rathauses stehen Menschen, die heiraten. Drinnen, im Europasaal, scheiden sich die Geister: Wird die Opern­sanierung tatsächlich bald fertig sein, obwohl nun auch der angekündigte Termin Ende Juni  wieder gescheitert ist? Sind es tatsächlich nur noch wenige technische Probleme, die man aber lösen kann, wie es jetzt OB Henriette Reker, Kulturdezernent Stefan Charles und Baudezernent Markus Greitemann der Presse erläutern?

Zumal der Technische Betriebsleiter Bernd Streitberger Ende Juni in den Ruhestand geht. 2016 hatte ihn der Stadtrat damit betraut, das Chaos auf der Baustelle zu lichten, nachdem die geplante Eröffnung für November 2015 wenige Monate zuvor abgesagt werden musste.

Reker, Greitemann und Charles ­loben Streitbergers Arbeit. »Es gibt keine Planungsfehler mehr, die aktuell signifikant uns daran hindern, die Dinge voranzutreiben«, es gehe es nur noch um die »Koordination der Ressourcen«, man müsse schneller werden, so Greitemann. Er wird kommissarisch Streitbergers Nachfolger, aber ausschließlich »die obersten Bauherrenaufgaben übernehmen«. Ihm zur Seite stellt man einen externen Projektmanager: Jürgen Marc Volm, der schon den Anbau des Wallraf-Richartz-Museums erfolgreich organisiert habe und »sehr umsetzungsorientiert und praxisnah« sei, so Greitemann.

Von insgesamt 312 Teilbereichen der Baustelle sind derzeit 120 fertiggestellt. Es sei aber wichtig zu wissen, dass von den anderen viele kurz vor dem Abschluss stünden, betont Kulturdezernent Charles. Es sei keineswegs so, dass die Oper erst zu gut einem Drittel fertig sei. Demnach kann es also nur noch um Monate und nicht um Jahre gehen. Doch die Kosten werden nochmals steigen, derzeit veranschlagt man mit allem drum und dran 1,2 Mrd. Euro; ursprünglich plante man mit 257 Mio. Euro.

Sind es tatsächlich nur noch wenige technische Probleme, die man aber lösen kann?

Will man nun wissen, ob es denn einen Punkt gibt, an dem die Stadt, falls die Kosten doch noch weiter steigen, das Projekt abbrechen müsse, verschlägt es Reker, Greitemann und Charles geradezu die Sprache. Ihre Blicke wandern zum Pressesprecher. Es ist dann der Kulturdezernent, der doch noch Worte findet, warum das zwar eine wichtige Frage sei, die sich aber nicht stelle — eben weil es nur noch technische Probleme gebe, die man überblicke.

Und was hat man gelernt? Das ist ja der einzige Trost, den ein Desaster bietet: dass man künftig vor ähnlichen Desastern gewappnet sein kann. Es ist wieder Charles, der konkret wird: Bei Kulturbauprojekten werde man künftig »eine ganz intensive Phase vorschieben«, in der man untersucht, wie der kulturelle Betrieb überhaupt stattfinden muss, welchen Nutzen er bringen soll. »Man hatte damals die Idee gehabt, eine der technisch modernsten Bühnen in dieses denkmalgeschützte Haus zu bauen«, so Charles. »Vielleicht wäre es ein Ansatz gewesen, das noch mal auf Belastbarkeit zu überprüfen.«

Um einen neuen Termin für die Schlüsselübergabe nennen zu können, bittet Baudezernent Greitemann noch um Geduld. Die Saison 2024/2025 wird das Schauspiel im Depot, die Oper im Staatenhaus beginnen, in jenen Interims, die längst zu angestammten Spiel­stätten geworden sind.