Viele Zutaten, kein Rezept
Wäre alles gekommen, wie einst beschlossen, würde das »Frischezentrum« in Marsdorf im kommenden Jahr sein Fünfjähriges feiern. 2007 beschloss der Stadtrat, den Großmarkt an der westlichen Stadtgrenze neu zu eröffnen, damit am bisherigen Standort die »Parkstadt Süd« mit Wohnungen und Büros gebaut werden kann. Doch den Großmarkt in Raderberg gibt es bis heute. Mehr noch: Wo und ob er eine Zukunft hat, ist ungewiss.
Im April hatte der 1. FC Köln bekanntgegeben, sein neues Trainingsgelände nicht in Marsdorf zu bauen. Dort sollte der Effzeh Nachbar des Frischezentrums werden. 2021 hatte der Stadtrat beschlossen, die Fläche für das Frischezentrum zu verkleinern, damit sowohl Fußballer als auch Markthändler auf dem 24 Hektar großen Areal unterkommen. Es schien ein akzeptabler Kompromiss. Doch mit der Absage des FC stehen die Planungen wieder auf null.
Die Großhändler fordern statt der zuletzt angedachten acht nun wieder mehr als 20 Hektar für ihren Betrieb — und finanzielle Unterstützung der Stadt. Doch die hat Bedenken bei der Beihilfe und erhielt Ende April Rückenwind vom Bundesverwaltungsgericht, das urteilte, ein Großmarkt zähle nicht zur kommunalen Daseinsvorsorge. Ein Händler hatte gegen die Stadt Düsseldorf geklagt.
Auf die Händler in Köln wächst der Druck. Viele haben bereits aufgegeben, den verbliebenen droht wohl Ende 2025 das Aus, wenn die Mietverträge in Raderberg auslaufen. SPD, Linke und FDP fordern zwar eine erneute Verlängerung bis 2030, dazu wird es aber wohl nicht kommen.
Dass man die städtische Förderung eines Großmarkts kritisch sieht, ist legitim. Dass man sich ein nachhaltigeres Konzept mit Lebensmitteln aus der Region wünscht, wie man es jüngst unter dem Namen »Food Hub« vorschlug, ist sinnvoll.
Aber dazu hat es in all den Jahren weder aus der Politik noch aus der Stadtverwaltung klare Aussagen gegeben. Stattdessen ließ man den Großmarkt langsam ausbluten — auf Kosten der Händler. Braucht Köln überhaupt ein Frischezentrum? Kann und will die Stadt es finanzieren? Welches Konzept ist sinnvoll? Das sind Fragen, die man nicht erst nach zwei Jahrzehnten Debatte beantworten sollte.