Rolladen hoch, Kunst rein: SponTronic in Nippes

Ikonisches Ladenlokal

Der Off-Space SponTronic reüssiert im charmanten ­Ambiente

In Nippes gibt es einen neuen Kunst­raum: SponTronic. Im monatlichen Wechsel sind für eine Reihe von Tagen, zunächst in den Abendstunden, dann nach individueller Verabredung, zeitgenössische Ausstellungen zu sehen. Bevor die Kunst ins Spiel kam, war da aller­dings dieses verlockende La­den­­­lokal. Über dreißig Jahre war es das Domizil einer Reparatur­werk­statt für TV-, Radio- und HiFi-­Geräte; entstanden aus der Sponti-­Bewe­gung. Was den eigentümlichen Na­men erklärt, den die Fil­­­­­me­­ma­che­rin Anniki Lee einfach adoptierte.

Als sie das Lokal vor vier Jahren entdeckte, türmten sich Ersatzteile bis unter die Decke. Beim Renovieren fand sich im Hinterraum, unter den Tape­ten­schich­ten, ein dunkel­grüner Anstrich. Auf dem Dielenboden vorne kamen Spuren einer Theke samt dahinter abgetretener Stehfläche zu Tage, die von der Bäckerei stammen, die vor­­her hier ansässig war. Auch der gelbliche Putz an den Wänden trägt Narben.

Anniki Lee macht auf all das aufmerksam und erzählt von der Wertschätzung solcher Überlieferungen in der koreanischen Tradition ihrer Familie. Sie selbst ist in Dortmund geboren, hat Drehbuch und Film studiert und arbeitet hauptsächlich als Kamerafrau.

Den Ausstellungsraum betreibt sie nun gemeinsam mit dem Künstler Hans Vinzenz Seidl. Der beschäftigt sich eigentlich mit Glasmalerei und ist nebenbei noch Schachbox-Weltmeister. Ihre erste gemeinsame Schau im April hieß »Neues Spiel, Neues Glück« und zeigte eine ganze Reihe an Werken des Kölners Wenzel Rehbach. Die bunten, etwas unschuldigen Bilder und Skulpturen auf Holzträgern wissen schnell zu entzücken. Eher beiläufig vermitteln Bildzeilen wie »I’m glad that being a man prevents me from admitting my eating disorder«, dass die thematisierte Kindheit und Sozialisierung nicht nur legofarbene Seiten hat.

Im Mai folgte »velvet eye« mit Malerei und Multimedialer Kunst der KHM-Absolventen Phaidonas Gialis und Nikolas Müller. Für die Zwischenzeiten wird gerade über Kunstaktionen oder auch ein Café nachgedacht, das sich auf den einzig vorhandenen Tisch mit Vorreservierung konzentrieren würde. Vorerst jedoch kann man sich auf die Juni-Ausstellung mit abstrakten Bildern der Berliner Malerin Lilian Mühlenkamp freuen.

Spontronic

Cranachstr. 30, Nippes

14.6.–18.6.
Lilian Mühlenkamp, »Alles fließt — panta rei«
zur Vernissage geöffnet, danach auf Vereinbarung