Der wohl erfolgreichste Köln-Film: »Der bewegte Mann«

Zerfließende Geschlechtergrenzen

Alternativen zum »Bewegten Mann«

Ab und an könnte man fast glauben, es gäbe immer noch so etwas wie eine breit aufgestellte Filmkultur in der Stadt. Zumindest der Juni hat es in sich — und das nicht, weil der kommerziell wohl erfolgreichste aller Kölnfilme, Sönke Wortmanns mit den Jahren nicht besser gewordene Ralf-König-Adaption »Der bewegte Mann« (1994), seinen dreißigsten Geburtstag mit einer Wiederaufführung in den Kinos feiert.

War er damals ein hetig-klemmiger Humorfilm, schaut er sich heute wie eine Dokumentation über die geistige Verfassung der frühen Berliner Republik und deren spießige »Wir sind wieder wer«-­Mentalität. Das perfekte Gegenmit­tel dazu kommt aus dem Slowenien der Sozialistischen Föde­rativen Republik Jugoslawien: »Killing Me Softly« (1979) von Meister-Erotoman Boštjan Hladnik. In einer sinistren Villa gehen Dinge vor sich, die merkwürdiger sind als die ­Krimis, welche die Hausherrin schreibt. Geschlechtergrenzen zerfließen, überraschende Kon­stellationen finden amourös zu­einander, aber es beginnen sich auch die Leichen zu türmen.

Es gibt aber nicht nur einzelne Fundstücke zu bestaunen im Juni, sondern auch eine Retrospektive im Filmclub 813, die dem Schaffen von Eleanor und Frank Perry gewidmet ist, die in den 60er Jahren zur Avantgarde des US-amerikanischen Erzählkinos gehörten. Der Filmclub zeigt nicht nur Filme, die sie zusammen gemacht haben, sondern auch zwei Werke, die auf Drehbüchern von ihr fußen: Anatol Litvaks elegant-neurotischen Thril­ler »Die Dame im Auto mit Brille und Gewehr« (1970) und Richard Caspar Sarafians antirassistischen Rache-Western »Der Mann, der die Katzen tanzen ließ« (1973). Außerdem werden einige Arbeiten Perrys gezeigt, die er nach der Scheidung 1971 allein stemmte. Perrys Film über Joan-Crawford und ihre Adoptivtocher Christina »Mommie Dearest« (1981) gibt es im Doppelpack mit William Castles Proto-Slasherfilm »Strait-Jacket« (1964), mit Crawford in einer späten Rolle. Flankiert wird das Ganze von Vincent Shermans exquisitem Melodram »Harriet Craig« (1950).

Das Japanische Kulturinstitut zeigt Kurzdokumentationen zum lokalen Kunsthandwerk. In den Programmen »Metall (Treiben)« und »Textilien aus Nord- und ­Süd-Japan« sind mit »Metal Hammering, The Art of Okuyama ­Hôseki« (1996) und »Echigo-­jôfu« (1981) zwei veritable Meisterwerke zu sehen.

Infos: filmclub-813.de, jki.de