Von seinen Obsessionen getrieben: Mads Mikkelsen, Foto: Henrik Ohsten / Zentropa

King’s Land

Mads Mikkelsen spielt einen Aufsteiger, der zu dem wird, was er verachtet

25 Jahre hat Ludvig Kahlen, der uneheliche Sohn einer Magd, gebraucht, um zum Hauptmann der dänischen Armee aufzusteigen, während Vertreter des Adels dies in kaum sechs Monaten schaffen. Wenn dieser stoische Mann im Jahre 1755 also den König um Erlaubnis bittet, die jütländische Heide zu kolonisieren, ahnt man, dass er viel seelisches Gepäck mit sich trägt.

Ein finsterer Adeliger namens Frederik de Schinkel herrscht über die Heide und wird sich zum Antagonisten von Kahlen entwickeln, der eine besondere Pflanze zur Saat bringen will, die als unverwüstlich gilt: die Kartoffel. De Schin­kel versucht das zu verhindern, denn er fürchtet um seinen Einfluss. Kahlen hat für seinen Plan nur wenige Unterstützer: einen Priester, die Magd Ann Barbara und das Sintomädchen Anmai Mus, die aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe von den meisten Landbewohnern als Verkörperung des Teufels betrachtet wird.

Archaisch mutet die Welt an, in der Nikolaj Arcel seine Ge­schich­­te erzählt, geprägt vom nackten Kampf ums Überleben, getrieben vom Klassenkampf und dem Wunsch, aufzusteigen. Eine Welt, voll von Vorurteilen und Rassismus und schließlich dem Wunsch nach blutiger Rache. Anfangs bewegt sich »King’s Land« in allzu bekannten Bahnen, doch nach gut der Hälfte wird spürbar, dass auch der dänische Autor und Regisseur Anders Thomas Jensen am Drehbuch mitgeschrieben hat. Die­ser hat mit Filmen wie »Adams Äpfel« oder »Helden der Wahr­schein­lichkeit« immer wieder ein Faible für Geschichten gezeigt, in denen Schicksal, Zufälle und Fata­lismus eine wichtige Rolle spielen.

Wirkte Ludvig Kahlen, gespielt von Mads Mikkelsen, anfangs noch wie ein grundsympathischer Mann mit ehrenwerten Zielen, wird zunehmend deutlich, von welcher Obsession er getrieben ist. Für die Urbarmachung der Heide will er einen Adelstitel verliehen bekommen und diesem Ziel unterwirft er alles — auch das Wohl seiner wenigen Unterstützer.

Was anfangs noch als fast bewundernswerter Stoizismus verstanden werden konnte, wird bald zur fragwürdigen Sturheit, die Kahlen immer mehr zu dem werden lässt, was er eigentlich verachtet. Und was als etwas schlichtes Drama begann, in dem die Rollen allzu schematisch verteilt waren, entwickelt sich in der zweiten Hälfte zu einem berührenden Film, der von blindem ­Fanatismus, Rassismus und dem Streben nach Freiheit in einer ­autokratischen Welt erzählt.

(Bastarden) DK 2023, R: Nikolaj Arcel, D: Mads Mikkelsen, Simon Bennebjerg, Amanda Collin, 127 Min. Start: 6.6.