Gemeinschaftsgarten mit Ratte

Mein Garten — oder etwa nicht?

Wohngemeinschaften, Untermieter, Kündigung: Im Garten geht es zu wie auf dem Wohnungsmarkt

Ich mag Tiere. Manche mehr, manche weniger. Wie gut ich mit ihnen zurechtkomme, hängt oft davon ab, wo ich sie antreffe. Hunde sind okay, solange sie nicht in meinem Bett liegen. Spinnen auch, solange ich sie nicht in der Wohnung habe. Selbst mit Ratten kann ich leben, solange sie nicht in meinem Garten sind. Aber wer sagt eigentlich, wer wo leben darf? Und was heißt das: »mein Garten«?

Ich wohne auf dem Land. Meine Haustür steht tagsüber häufig offen. Vor einiger Zeit hatte ich eine Maus in der Küche. Nicht weiter schlimm, dachte ich, und hoffte, sie werde wieder verschwinden. Als ich es nachts im meinem Schlafzimmer nagen hörte und nicht schlafen konnte, wollte ich allerdings nicht mehr mit der Maus wohnen. Ich kaufte eine Schlag- und eine Lebendfalle. Sollte die Maus selbst entscheiden. Sie wählte die Lebendfalle. Ich setzte die Maus im Wald aus. Es ist schließlich mein Haus.

Zum Start in die Gartensaison begann ich nun, meinen Schuppen hinterm Haus aufzuräumen. Ich entdeckte einen Gang, der vom Rasen aus unter den Schuppen führte, vielleicht zehn Zentimeter im Durchmesser. Schon wieder ein neuer Mitbewohner! Diesmal im Garten.

Ich dachte darüber nach, wem der Garten eigentlich gehörte? Meinem Vermieter? Mir? Meinen Hunden? Nachbars Katze oder dem Fuchs, die beide nachts vorbeikommen? Oder dem Tier unter dem Schuppen? Ich war neugierig und kaufte mir eine Wildtierkamera, die ich über dem Eingang des Baus anbrachte. Am nächsten Tag wusste ich, dass ich mir den Garten mit einer Ratte teilte. Ich entschied, dass die Ratte nicht im Garten wohnen sollte. Die Erinnerung an die Maus in meinem Schlafzimmer war noch frisch. Ich stellte eine Lebendfalle auf. Bevor ich abends zu Bett gehen wollte, prüfte ich die Falle. Siehe da, ich hatte Jagdglück! Die Ratte hatte einer mit Erdnussbutter ummantelten Möhre nicht wiederstanden. Ich setze die Ratte im Wald aus und ging mit dem Gefühl ins Bett, kein Arschloch zu sein. Aber auch mit der Frage, ob es angebracht ist, überhaupt von meinem Garten zu sprechen.