Erhöhte Lebensqualität dank UEFA? Fußball-Fans benehmen sich wie andere Altstadtbesucher auch

Die Geldmeisterschaft

Die Fußball-EM kostet Köln mehr als geplant

Nicht alle haben mitgemacht: Neben Freiburg und Karlsruhe hatte auch Kaiserslautern 2017 seine Bewerbung als »Host City« für die Fußball-EM der Männer zurückgezogen, man sprach dort seinerzeit von einem »unverantwortlichen finanziellen Risiko«. Dieser Tage ist das Wording ein anderes. Das Event wird als »Wirtschaftsfaktor« gepriesen, nicht zuletzt für die zehn deutschen Städte, in denen die Spiele ausgetragen werden. Menschen sollen kommen und Geld ausgeben. Doch ob die Rechnung aufgeht, ist umstritten.

Auch in Köln, wo die Stadtspitze sich rühmte, vergleichs­weise wenig Geld als Gastgeber auszugeben, stiegen die Kosten: Ursprünglich rechnete man mit Ausgaben von knapp 8 Mio. Euro, mittlerweile sind es 13,8 Mio. Euro.

Der jüngste Grund war eine zusätzliche »Fan Zone« am Konrad-Adenauer-Ufer, um den angereisten Fans der englischen und schottischen Teams eine weitere Public-Viewing-Möglichkeit zu bieten. Allein dafür betragen die Kosten mindestens 1,3 Mio. Euro. Auch die Spiele des deutschen Teams können hier gezeigt werden, pro Spiel kostet das zusätzlich 420.000 Euro. Käme das deutsche Team ins Endspiel, wären es gut 4,2 Mio. Euro mehr — und damit insgesamt 18 Mio. Euro. Zudem verweist die Verwaltung auf gestiegene Kosten für die Sicher­heit.

Die Menschen sollen kommen und Geld ­ausgeben. Doch ob die Rechnung aufgeht, ist umstritten

In allen Städten sind die Kosten gestiegen, laut einer Recherche von Correctiv um mindestens 66 Mio. Euro. Nur einen braucht das nicht zu interessieren: Die UEFA rechnet mit einem Rekordgewinn von 1,7 Mrd. Euro. Die ­Kosten und damit auch das Risiko tragen hingegen die Städte. Grundlage sind Ver­träge, die die »Host Cities« mit der Euro 2024 GmbH, einem Gemeinschaftsunternehmen der UEFA und des DFB, abgeschlossen haben.

Ob sich die Ausgaben lohnen, ist umstritten. Den Mehreinnahmen im Gastgewerbe durch Fans steht womöglich gegenüber, dass eben diese Fans andere Städtereisen­de, die mehr Geld ausgeben würden, abschrecken. Die Stadt Köln verweist lieber darauf, dass sich die Lebensqualität in der Stadt als Austragungsort verbessere. Aber stimmt das?

Die Gefahr von Terror und Krawallen werden rund um die Veranstaltungen als hoch eingeschätzt. In Köln gab es zum EM-Start erste Warnzeichen. Unter Anhängern der ungarischen Mannschaft, die am 15. Juni vor dem Spiel gegen die Schweiz durch Köln zogen, sollen mehrere Hundert Rechtsextreme gewesen sein. Viele Fans der englischen Mannschaft gelten als gewaltbereit; in Gelsenkirchen kam es rund um die Partie gegen Ser­bien zu Ausschreitungen. Am 25. Juni (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) werden die englischen Fans zum Match gegen ­Slowenien nach Köln kommen.  

Selbst wenn alles ruhig verläuft, könnte die Lebensqualität sinken. Der Verkehr ist teil­weise eingeschränkt, die Innenstadt ist noch voller und lauter als sonst. Bevor sich mancher den neuen Widrigkeiten im Alltag aussetzt, wird er womöglich notgedrungen zum Fußball-Fan, zumindest für wenige Wochen.