Der Park der Kinder
An einem sonnigen Tag ist der Park ganz in der Hand der Kinder. Überall springen sie herum: Auf der großen Wiesenfläche, die den sanften Abhang herunterfließt, auf dem asphaltierten Basketballplatz und der daneben liegenden Skaterampe, zwischen Schaukeln auf dem Spielplatz und der Drehscheibe, die aufgrund der Risikofreude, die es braucht, um sie zu besteigen, zumindest bei den Kindern der Grundschule längst zum Mythos geworden ist. Klingelpütz-Park — schon der Name klingt lebendig, wie ein Synonym für eine große Albernheit, einen Streich, über den man noch eine Weile lacht. Schon seit dem 13. Jahrhundert ist der sonderbar klingende Straßenname in den Urkunden belegt. Zurück geht er auf die frühere Eigentümerfamilie Clingelmann, auf deren Grundstück sich mehrere Brunnen befanden — »Pütz« ist das kölsche, vom französischen »puits« entlehnte Wort für Schacht oder Brunnen.
Vor 51 Jahren (das Jubiläum wurde wegen der Corona-Pandemie erst in diesem Jahr gefeiert) wurde hier das Jugendzentrum eröffnet: ein Flachbau, der sich an ein mehrstöckiges Wohnhaus am Rande des Parks schmiegt, mit kleinem Eingangstor und schmalem Hof. Marc Romann ist hier für den Offenen Bereich zuständig, also für den Programmbereich, zu dem Kinder und Jugendliche ab acht Jahren täglich ohne Anmeldung kostenlos kommen können, Das letztes große Projekt: die Neugestaltung der Räume.
»Die letzte Renovierung lag schon ein paar Jahre zurück und der Wunsch nach Veränderung war groß«, sagt Marc Romann. Mit der Unterstützung der Günther-Adels-Stiftung und der JABE-Stiftung konnte die notwendige Auffrischung schließlich umgesetzt werden. »Die Kinder und Jugendlichen konnten alles selbst entscheiden«, so Romann. »Nach und nach hat sich die Gestaltung der Halle bei wöchentlichen Abstimmungen entwickelt.« Von der Farbe der Wände, dem neu verlegten Boden und einer Theke im hinteren Teil des Raumes bis hin zu der Entscheidung, welche Sofas und Tische künftig im Lounge-Bereich stehen sollen — alles haben die Kinder und Jugendlichen mitgestaltet. »Unser Jugendzentrum soll ja ein Raum sein, der sich an den Bedürfnissen und Lebenswelten der jungen Menschen orientiert. Und für viele war es einfach toll, zu erleben: Die Stimme, die ich abgegeben habe, zählt, und jetzt steht hier das Sofa für das ich gewählt habe«, sagt Romann.
Unser Jugendzentrum soll ein Raum sein, der sich an den Bedürfnissen und Lebenswelten der jungen Menschen orientiertMarc Romann
Auf dem Programm des Jugendzentrums im Klingelpütz-Park stehen neben dem Offenen Angebot auch wöchentliche Kurse: »Montags bauen zwei Übungsleitende mit den Kindern und Jugendlichen Beats und nehmen Songs im Tonstudio auf, dienstags gibt es ein Tanzangebot, mittwochs einen Backkurs, donnerstags ist DIY-Tag, und freitags können sie an einem Box- und Kampfsporttraining teilnehmen«, sagt Marc Romann. Außerdem trifft sich ab 13.30 Uhr täglich eine feste Gruppe, die gemeinsam in der nahegelegenen Mensa der Bildungslandschaft Altstadt-Nord zu Mittag isst und anschließend Hausaufgaben macht.
Ein besonderer Ort des Jugendzentrums ist der ausrangierte Waggon neben dem Eingangstor. In den Sommerferien können sich Kinder hier Spielgeräte ausleihen. Demnächst soll dort aber auch mit »Kultur im Waggon« ein Raum für Kunst und Kultur geschaffen werden, so Romann. »Letztes Jahr im Oktober haben wir mit einem Musiker aus Münster ein kleines Konzert im Waggon veranstaltet, das wollen wir in Zukunft häufiger machen.« Bei Ausstellungen, Lesungen und kleineren Konzerten können Kinder und Jugendliche dann die Werke zeigen, an denen sie in einem der Workshops des Jugendzentrums gearbeitet haben — aber auch Menschen von außerhalb möchte man einladen.
Die Lage mit einer Vielzahl an Schulen im Umkreis, das sagt auch Marc Romann, ist perfekt: gut angebunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Knotenpunkt »Hansaring«, und mit einem weitläufigen Park, Autoverkehr ist auch in den Nebenstraßen so gut wie kein Thema. »Sogar den Blick auf den Dom hat man von hier aus«, sagt Marc Romann.
Infos: klingelpuetz.jugz.eu