Gespenster, überall
Die Geister erobern das Parkett. Im 19. Jahrhundert besiedeln sie die Bühnen in ganz Europa. Als tanzende Skelette erscheinen sie durch damals hochmoderne Röntgengeräte oder werden mittels ausgefeilter Spiegeltechniken auf die Bühne projiziert. Eine dagegen recht simple Methode war die sogenannte »Korsenfalle«, die etwa die vier Geister in Charles Dickens »A Christmas Carol« (1843) auf magische Weise auftauchen ließ: Ein System aus Hebe- und Senkmechanismen und einer Art Falltür, die es den Schauspieler*innen ermöglichte, plötzlich auf der Bühne zu erscheinen.
Das eigentlich Interessante an dieser Bühnentechnik sind jedoch jene Geister, die in ihrer Entwicklungsgeschichte selbst auftauchen und wieder verschwinden. Angefangen bei ihrem angeblichen Erfinder, einem Louis Corson. Es scheine sich bei ihm um eine »fiktive oder missverstandene Figur« zur handeln, erklärt ChatGPT. Jedenfalls gäbe es »keine verlässlichen historischen Quellen oder Aufzeichnungen über einen Bühnentechniker oder Erfinder namens Louis Corson.« Dennoch wird er in einigen Quellen genannt, in anderen wiederum taucht der irisch-amerikanische Dramatiker Dion Boucicault als Urheber der »Korsenfalle« auf.
Geboren als uneheliches Kind mit französischen Hugenottenwurzeln, verlief Boucicaults Karriere in der Theaterwelt chaotisch und unter wechselnden Identitäten. Bekannt wurde er erstmals mit seinem Stück »London Assurance«, das er 1841 auf die Bühne brachte, danach reihten sich einige Stücke und einige Bankrotterklärungen aneinander, schließlich auch die Flucht vor den Behörden nach Australien und in die USA.
Boucicault war berüchtigt für seine spektakulären Sensationsszenen, bei denen ein Held oder eine Heldin durch einen todesmutigen Stunt aus der Gefahrenzone gerettet wurde. Bitter wirkt vor diesem Hintergrund der plötzliche Unfalltod seiner zweiten Ehefrau auf einer gemeinsamen Reise. Ihr Tod konnte niemals richtig aufgeklärt werden. Eine Falltür im eigentlichen Sinne spielte dabei keine Rolle, wohl aber ein steiler Abhang in den Alpen und ein beträchtliches Vermögen, dass Boucicault aus ihrem Nachlass erhielt.