Empowerment im Treppenhaus: Sonnenblumen Community an der Victoriastraße

In die Diaspora

Der »Sonnenblumen Community« sind die Räume gekündigt worden

»Wir sind ein Ort für Schwarze Menschen«, sagt Glenda Obermüller vom Vorstand der Sonnenblumen Community. Seit 2018 hatte der Verein Räume in der Victoriastraße in der Nordstadt angemietet und ist zu einem wichtigen Treffpunkt Schwarzer Communitys geworden. Sie können hier Workshops und Treffen abhalten und Beratungen anbieten, im Untergeschoss gibt es die Möglichkeit, Sport und Musik zu machen — »zum Empowerment«, wie Obermüller sagt. Und seit 2022 existiert im ersten Stock die Theodor-Wanja-Michael-Bibliothek. Der Schwarze Intellektuelle war ein begeisterter Leser, und starb 2021 mit 94 Jahren in Köln. Ein Teil seiner Büchersammlung bildete den Grundstock der Präsenzbibliothek, die mittlerweile auf 6000 Titel angewachsen ist. Hier finden Workshops statt und Lesegruppen kommen zusammen, zuletzt war die Leiterin des Goethe-­Instituts Nairobi zu Besuch.

Eben diese Bibliothek könnte der Anlass sein, warum die Sonnenblumen Community diese Räume demnächst verlassen muss. Die Hausverwaltung hat dem Verein zu Ende September gekündigt. »Bei einem Besuch hat die Eigentümerin festgestellt, dass die Räume nicht vertragsgemäß genutzt werden«, sagt Verwalter Ingo Müller. Der Betrieb der Theodor-Wanja-Michael-­Bibliothek sei nicht abgesprochen gewesen, für Veranstaltungen würden dort zudem die ­baulichen Voraussetzungen wie Fluchtwege fehlen, so Müller. Er sieht keine Möglichkeit, sich mit der Sonnenblumen Community einig zu werden: »Uns wurde immer wieder auf der Nase herum getanzt.«

Wir haben ein Problem, vor dem viele Schwarze Communitys stehen Glenda Obermüller

Auch für Glenda Obermüller ist das Vertrauensverhältnis zerrüttet: »Ich kann mir nicht vorstellen, noch länger in diesen Räumen zu bleiben.« Die Sonnenblumen Community ist deshalb auf der Suche nach einem neuen Ort und steht vor den üblichen Problemen: In den alten Räumen war die Miete aufgrund des langen Mietvertrags vergleichsweise günstig,  und zu diesem Kurs ist es schwierig, etwas auf dem Immobilienmarkt etwas zu finden. »Das ist ein Problem, vor dem alle Schwarzen Organisationen stehen«, sagt Obermüller. Anders als in der ­Victoriastraße sollen die neuen Räume auch barrierefrei sein.

Die Sonnenblumen Community hofft jetzt auf Hilfe der Stadt Köln, um ein neues Zuhause zu finden und die Finanzierung der Bibliothek zu sichern. Der Verein hat einen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben. Sie war 2023 dort zu Besuch, um die Zusammenarbeit beim Festival »African Futures« vorzustellen. Bei der Eröffnung des Festivals sagte Rekers Stellvertreter Andreas Wolter von den Grünen: »Köln ist viel­fältig verknüpft mit Afrika durch die engagierten afro-diasporischen Communities und vielen aktiven NGOs und durch vielfältige ­Beziehungen und Verbindungen. Köln profitiert sehr von ­diesen Verbindungen.«