Schottisch/kölsch kariert

Dabei sein war alles

Trotz Schotten und guter Stimmung gibt es viele Gründe, die EM in Köln zu kritisieren

Die Frage, was Köln bleiben soll von der Fußball-EM der Männer, hat die SPD für sich beantwortet: die Schotten. Die Kölner Sozialdemokraten machten sich für eine Städtepartnerschaft mit Glasgow, Edinburgh oder Aberdeen stark. Das Turnier, bei dem das schottische Team eine Partie in Köln absolvierte, habe eine »Basis geschaffen, auf der eine offizielle Partnerschaft erfolgreich aufgebaut« und der Tourismus aus der Region angekurbelt werden könne. Köln und Schottland verbinde schließlich Fußball, Bier — und der Dudelsack in der Musik.

Man muss der SPD zugutehalten, dass sie einen Vorschlag machte, wie Köln nach dem Event noch von der EM profitieren könnte. Denn was sonst bleibt, sind vor allem hohe Rechnungen: Die Kosten der EM für die Stadt Köln könnten auf über 18 Mio. Euro anwachsen. Ursprünglich hatte man mit acht Millionen geplant. Direkte Einnahmen stehen dem nicht gegenüber, zumindest nicht für die Stadt. Zwar kamen viele Gäste. Doch ob es ein gutes Investment für die lokale Wirtschaft ist, EM-Spiele auszurichten, ist sehr umstritten und kaum messbar. Zumal man nicht beziffern kann, wie die EM aufs Image von Köln im Ausland einzahlt.

Köln und Schottland verbinde ­Fußball, Bier — und der Dudelsack in der Musik

Dabei war die sonstige EM-Bilanz der Host City Cologne gar nicht mal schlecht. Mehr als 600.000 Menschen sahen die Spiele beim Public Viewing. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle, weder im Stadion noch anderswo. Die Einschränkungen im Alltag der Kölner hielten sich in Grenzen, auch wenn die Innenstadt oft voll war und die Deutzer Brücke manchmal gesperrt. Nimmt man das Chaos im Straßenkarneval zum Maßstab, waren die Verhältnisse bei der EM jedenfalls sehr akzeptabel.

Dennoch gibt es neben den Kosten gute Gründe, mit der EM in Köln zu hadern. Denn sie machte deutlich, dass Städte bei Sport-Großveranstaltungen keine Partner auf Augenhöhe sind. Köln durfte mitspielen, aber die Regeln machte die Uefa. Das wäre nicht anders, wenn man sich den Fußball-Weltverband Fifa oder gar das besonders rigorose Internationale Olympische Komitee (IOC) in die Stadt holte. Hinzu kommt, dass sich die Stadt in diese Rolle fügte. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat die Schwierigkeiten einer Zusammenarbeit mit der Uefa nie öffentlich thematisiert. Man habe »ein rauschendes und friedliches Fest gefeiert«, bilanzierte Reker. Ein Satz wie aus einer EM-Broschüre.