Mach’s gut, Walter!
Von Hand zu Hand — der Name von Walter Hoischens Firma — passt perfekt, kam es für ihn doch immer auf den persönlichen Kontakt, das Gespräch an. Von Mensch zu Mensch passt genauso — die tiefsinnigsten Gespräche haben wir immer in zufälligen Situationen geführt: bei der Arbeit im Stadtrevue-Hof und bei Begegnungen auf der Straße. Wie oft habe ich gehört: »Ich komm vorbei und habe gerettetes Brot dabei!« Und immer war er sofort voll da, hat er sich direkt eingelassen.
Die Buchhaltung machte Walter per Hand, alles ordentlich notiert und abgerechnet. Walter Hoischen war ein Mensch, wie es ihn wahrscheinlich kaum noch gibt. Fast jeden Abend unterwegs in den Kneipen der Stadt, nicht nur mit der Stadtrevue und Tagnacht, sondern auch mit 11Freunde, Ökotest, Natur & Heilen und natürlich den Asterix-Heften.
Walter Hoischen war einer der letzten selbstständigen Hand-zu-Hand-Verkäufer. Seit zehn Jahren hatte er auch immer seine eigenen Gedichte dabei, die er auf Postkarten klebte und an seine Stammkunden- und kundinnen verschenkte.
Unvergessen sind seine Auftritte auf der Schildergasse in den 80er und 90er Jahren. Inmitten von Menschenmassen stand er mit seiner Straßenbahnschaffnerbörse am Bauch wie ein Fels in der Brandung und pries die Stadtrevue an.
Als studierter Sportlehrer brachte er Kindern das Schwimmen bei. Er kandidierte zum Oberbürgermeister der Stadt Köln. Er rettete Biolebensmittel, als diese Bewegung gerade erst begann — und wusste auch immer, wie sie noch bekömmlich zuzubereiten waren.
Stadtbekannt auch seine »Sülzer Riesen«: Fünf Meter hohe Sonnenblumen auf Baumscheiben und am Straßenrand, überall in Klettenberg, der Südstadt und in Sülz, seiner Heimat. Von ihm nicht nur gegossen, sondern auch gepflegt und gedüngt — nach Spezialrezept, das er gerne weitergab. Genau wie seine vorgezogenen Pflanzen und selbst hergestellten Samenpäckchen. Überhaupt hat er gerne Dinge weitergegeben: die gebrauchten Klamotten seiner Kinder, ältere Exemplare der 11Freunde, gesundheitliche Ratschläge, und immer auch sehr viel Liebe.
Ein wichtiger Teil seines Lebens war auch sein Glaube, den er durch seine Ordination und die Arbeit als Prädikant in seiner Kirche gelebt hat.
Zur Ruhe kam er, nach eigener Aussage, nur bei seinen Reisen nach Indien. Aber auch dort war er — immer in Kontakt. Nicht zuletzt mit seinem Patenkind, inzwischen eine junge Frau, die er unterstützte und auch persönlich traf. Auch mehrere Schulen in Indien unterstützte er. Unvergessen die Erzählung, wie er Bälle, Sportnetze und andere Utensilien im Flieger mit nach Indien brachte.
Seine vielen Interessen und Wege führen dazu, dass zahllose Menschen Walter kannten, alle aus ganz verschiedenen Zusammenhängen. Uns haben schon sehr viele Nachrichten zu seinem Tod erreicht. Sie schreiben über ihn:
Du warst eine Konstante im Leben dieser Stadt — unermüdlich, liebenswert und treu.
Ein kreativer Menschenfreund, der sehr fehlen wird.
Maximal authentisch.Immer mit einem Lächeln im Gesicht und einem flotten Spruch.
Er gehörte zu Köln wie der Dom.
Wer in Köln ausging, ist irgendwann auch Walter begegnet.
Er hat vieles ein bisschen lebenswerter gemacht. Ohne Aufhebens einfach gemacht. Danke dafür!
Walter und die Stadtrevue waren und bleiben untrennbar miteinander verbunden, für viele Menschen stand und steht Walter für die Stadtrevue. Niemand bekam so direkt mit, ob eine Ausgabe gefiel oder nicht. Auf seinen Kneipentouren hörte er viel Lob, aber eben auch Kritik. Auch seine »Darüber müsst ihr mal berichten«-Einlassungen mitten im größten Stress der Schlussproduktion — sie fehlen mir schon jetzt.
Ich werde mich daran gewöhnen müssen, ihn nicht mehr abends in der Kneipe oder mit seinem Auto auf der Straße zu treffen. Sein PKW war immer voller Waren aller Arten, die er unter die Leute brachte, neben Büchern und Magazinen auch Kirschen von einem riesigen Kirschbaum, den sich wegen seiner Höhe niemand außer Walter abzuernten traute.
Natürlich war er auch ein Typ mit Ecken und Kanten, nicht immer leicht zu nehmen. Er stand für seine Sachen ein. Wenn er eines nicht war, dann ein Opportunist, der sein Fähnchen in den Wind hängte.
Er wird mir fehlen. Er wird der Stadtrevue fehlen. Nicht nur uns, sondern auch den vielen anderen Menschen, die ihn kannten und liebten so wie er war: ein Unikat. Walter Hoischen ist am 7. Juli im Alter von 74 Jahren in Köln gestorben.