Gegenwartslyrik aus Slowenien: Ana Pepelnik. Foto: Tina Jenko

Grauer Platz, viele Sprachen

Das Europäische Literaturfestival Kalk bietet der Mehrsprachigkeit ein Zuhause

»Ein zugängliches Festival, kosten­los und draußen, für alle Herkünfte, Sprachen, Gender und Alter ­offen« — so beschreibt Adrian ­Kasnitz das Europäische Literatur­­­festival Kalk, das er mitorganisiert. Zum sechsten Mal holt das Festival dieses Jahr Lyrik und Prosa auf die Straße und macht sie so für viele zugänglich. »Mehrsprachigkeit und Vielfalt sind in Kalk schon vorhanden. Wir müssen sie nicht erst dort hintragen«, sagt Kasnitz. »Das ist das Beste.« Es sind viele Sprachen, die am letzten Augustwochenende zu hören sein werden. Neben Übersetzungen auf Deutsch und Englisch lesen die internationalen Autorinnen und Autoren Texte auf Niederländisch, Romanisch, Französisch, Bosnisch, Rumänisch, Italienisch und Slowenisch.  

Drei Tage lang verwandelt sich der gräuliche, nach einem CDU-Politiker benannte Ottmar-Pohl-Platz in einen Ort der Begegnung, nicht nur der Literaturinteressierten von überall, sondern auch der Nachbarschaft. Am Sonntag laden die veranstaltenden Organisationen — der Kölner Verlag Parasitenpresse, das Integrationshaus, die Zeitschrift KLiteratur — zum offenen, gemeinsamen Frühstück mit inklusiver Kinderbetreuung.

Organisator Kasnitz, zugleich Autor und Verleger von Parasitenpresse, freut sich besonders auf die slowenische Dichterin Ana Pepelnik, die in ihrer Heimat als eine der wichtigsten Gegenwartslyrike­rinnen gilt. Ihr Gedichtband »nicht fisch« ist 2023 bei Parasitenpresse erschienen und Kasnitz hat für dieses deutsche Debüt einige ihrer Texte übersetzt. Am langen Lesesamstag lesen sie zum ersten Mal gemeinsam — Pepelnik auf Slowenisch, Kasnitz seine Übersetzungen auf Deutsch.

Pelumi Adejumo aus den Niederlanden verbindet in ihrer Lyrik Einflüsse aus dem Christentum und der Kultur der Yoruba mit queer-feministischer Theorie. Gian­na Olinda Cadonau schreibt auf Schweizerdeutsch und Rätoromanisch, Faruk Šehić arbeitet in Bosnien als Autor und Journalist und macht sich unter anderem für eine gemeinsame Standardsprache für Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro stark. Livia Ștefan übersetzt Lyrik ins Rumänische und das vielseitige Werk von Ubah Cristina Ali Farah (Italien) beschäftigt sich mit ihrer somalischen Herkunft. Der Tag endet mit einem Konzert der deutsch-türkisch-italienischen Rapgruppe Microphone Mafia. Kutlu Yurtseven und Rossi Pennino feiern an diesem Abend ihr 35. Jubiläum und sind ein lebendes Zeugnis der Mehrsprachigkeit Kölns.

Fr 30.8.–So 1.9., Ottmar-Pohl-Platz, Kalk