»Das Museum gehört allen und keinem«
Kasper König war ein Mensch von enormer Präsenz; groß gewachsen und mit lauter dunkler Stimme, wusste man sofort, wenn er den Raum betrat. Und er war einfach überall, wo es interessante Kunst zu sehen gab. Er war immer unterwegs, um Galerien, Museen und Ateliers zu besuchen und zwar nicht nur die ganz großen Namen. Er kommunizierte meinungsstark, was er gesehen hatte und gab immer wieder dringende Empfehlungen, was man sich unbedingt anschauen sollte, sagte aber auch, wenn er etwas nicht gut fand. Das tat er in der Regel mit seinen berühmten, selbst collagierten Postkarten.
Im Jahr 2000 ist er angetreten, das Museum Ludwig wieder auf Weltniveau zu heben. Er hat seinem Vertrag mit der Stadt Köln eine Präambel gegeben, in dem er diesen Willen formuliert, ebenso wie die Absicht, die Schätze der Sammlung des Museums zu heben, zu pflegen und in die Gegenwart zu führen.
Kasper König war ein willensstarker und durchsetzungsfähiger Mann. Er verstand es dabei, seine Wünsche für das Museum auch zu denen anderer zu machen. Das hat er direkt mit seiner ersten Präsentation 2001, dem Museum unserer Wünsche, bewiesen. Am Ende sind die meisten Wünsche von Stiftern und Mäzenen erfüllt worden.
Auch größere Sammlungen von Privatleuten holte Kasper König ans Haus, beispielsweise Sigmar Polkes Editionen von Anna Friebe-Reininghaus und Ulrich Reininghaus. Er schlug aber auch ihm angetragene Geschenke aus, wenn sie seiner Ansicht nach nicht in die Sammlung passten, oder von den Schenkenden an zu viele Bedingungen geknüpft wurden.
Seine erste Ausstellung im Museum Ludwig von Matthew Barneys Cremaster Cycle 2002 endete in einem finanziellen Desaster, hob das Museum Ludwig aber wieder in eine Liga mit der Tate in London, dem Centre Pompidou in Paris und dem MoMA in New York.
Kasper König hat also eine kaum zu überschätzende Grundlagenarbeit für das Museum Ludwig geleistet, auf der letztlich auch unsere heutigen Aktivitäten aufbauen. Sein Leitspruch »Das Museum gehört allen und keinem« hat nach wie vor Gültigkeit. Auch ich sehe das Museum als einen demokratischen Ort. Nicht nur deshalb werde ich ihn vermissen.
Yilmaz Dziewior,
Direktor Museum Ludwig