»Jemand könnte ins Wasser fallen«: Salsa-Tänzer am Museum für Ostasiatische Kunst, Foto: Christian Reetz

Kein Taktgefühl

Stören Salsa-Tänzer das Museum für Ostasiatische Kunst als Gesamtkunstwerk?

Wer in Köln Salsa tanzt, landet früher oder später am Aachener Weiher. Seit mehr als zehn Jahren treffen sich Menschen am Museum für Ostasiatische Kunst, um unter freiem Himmel zu tanzen. Doch jetzt droht das Aus.
Im Frühjahr rückten Mitarbeiter des Ordnungsamts an, denn Anwohner hatten sich über Lärm beschwert — zum Unverständnis der Tänzer. »Ich habe dem Ordnungsamt geschrieben, dass es wohl Fehlvorstellungen über die Rechtslage gebe und ob wir uns nicht mal zusammensetzen wollen«, sagt Christoph Ebert. Der ­Anwalt tanzt seit Jahren bei den Salsa-Treffs. Als es Monate später zum Treffen mit der Stadt kam, war Ebert überrascht: Ihnen sei auch vorgeworfen worden, es handele sich um gewerbliche Veranstaltungen, und dass die Treffs nicht mit dem Denkmalschutz vereinbar seien, es gebe Probleme wegen Müll, Alkohol, Drogen. »Es hieß sogar, wir stören die brütenden Schwäne«, sagt Ebert. »Dabei haben die sich unser Tanzen seit Jahren wohlwollend angeschaut.«

Am Ende des Gesprächs sei als Thema Lärm übrig geblieben. Auf Nachfrage habe die Stadt mitgeteilt, dass sich dieselbe Person an vier unterschiedlichen Tagen beschwert habe, an einem der Tage eine weitere. Alle Beschwerden kamen aus dem gegenüberliegenden Wohngebäude an der Gottfried-Keller-Straße. Für Ebert ein »überschaubares Aufkommen«.

Es hieß, wir stören die brütenden Schwäne. Dabei haben die sich unser Tanzen seit Jahren wohl­wollend angeschaut
Christoph Ebert, Anwalt und Salsatänzer

Doch den Salsa-Tänzern drängte sich der Eindruck auf, als werde dennoch nach Gründen gesucht, die Treffs stillzulegen. So teilte die Verwaltung des Museums mit, die Tanzabende passten »nicht zum Charakter des Museums als Gesamtkunstwerk«. Ebert entgegnet, es sei nie zu Kollisionen mit dem Programm des Museums gekommen. »Es gab einmal eine Abendveranstaltung, da sind unser DJ und alle Tänzer sofort abgerückt«, so Ebert. »Es wurde sogar behauptet, Salsa passe nicht zu Ostasien, dabei gibt es dort eine sehr lebendige Szene!« Zuletzt brachte die Stadtverwaltung noch Sicherheitsbedenken an — jemand könne ins Wasser fallen.

Ebert kann sich die »plötzliche Abneigung gegen die Tanzszene« seitens des Museums nicht erklären. Auch die Stadt als Eigentümerin der Fläche versteht er nicht. »Architekten gestalten öffentliche Plätze, damit sie erlebt und belebt werden.« Das passiere am Ostasiatischen Museum. Er nehme in der Bevölkerung Unverständnis über Verbotsdebatten wahr, so Ebert. »Gerade in Köln, das ja für Lebensfreude steht.«

Für die Salsa-Szene geht es nun darum, ob die Stadt Köln das Tanzen unterstützt. »Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe«, sagt Ebert. Er fürchtet, dass die Stadt die Fläche auf unbestimmte Zeit schließen könnte — das wäre das Aus für die Tanzabende. Die Stadt teilt mit, sie stehe der Nutzung des Außengeländes des Museums für Tanzabende aufgeschlossen gegenüber. »Im vorliegenden Fall müssen jedoch unterschiedliche Interessen berücksichtigt werden.« Nun soll es zu einem Gespräch zwischen Tänzern, ­dem Kulturdezernenten und der Museumsdirektorin kommen.