Garantien auf Zeit
Seit vielen Jahren will der 1. FC Köln für seinen Fußballverein ein sogenanntes Leistungszentrum bauen — an der Zentrale, dem »Geißbockheim«. Das befindet sich seit 1953 im Äußeren Grüngürtel, der in den 1920er Jahren als Natur- und Erholungsfläche geschaffen wurde. Ein Landschaftsschutzgebiet, das seit 1980 unter Denkmalschutz steht.
Doch hatte der FC dort schon 2007 das Geißbockheim erweitern dürfen. Der FC darf vieles in dieser Stadt. Dann legte man 2014 neue Pläne vor: Am Geißbockheim sollte eben das »Leistungszentrum« gebaut und zudem auf der nahen Gleueler Wiese noch drei neue Trainingsanlagen angelegt werden — Kunstrasen im Landschaftsschutzgebiet. Nach jahrelangen Verhandlungen und Protesten aus der Bevölkerung legt der FC der Politik nun einen »Kompromiss« vor: Man will jetzt drei bestehende Fußballplätze in der Umgebung modernisieren und die Gleueler Wiese »vorerst« verschonen — wenn man das Leistungszentrum am Geißbockheim bauen darf.
Die großen Ratsfraktionen zögern seit eh und je, dem 1. FC Köln Grenzen zu setzen
Befürchtungen sind berechtigt, dass damit die Gleueler Wiese eben nur vorerst geschützt wäre. Auch 2007 bei der Erweiterung des Geißbockheims versprach der FC nämlich, keine weiteren unbebauten Flächen zu beanspruchen — was sich als unzutreffend erwies. Wer will dem FC noch trauen, wenn es jetzt heißt, man wolle auf eine Bebauung der Gleueler Wiese verzichten? Die Lösung kann nur eine vertragliche Regelung mit dem FC sein. Aber davor scheut die Politik zurück.
Eben das ist das Problem: dass das Unternehmen 1. FC Köln damit durchkommt, sich als nahezu selbstlose Vereinigung zu präsentieren, der es allein darum geht, die kölsche Seele mit Zweitliga-Fußball zu wärmen — und dafür Sonderrechte beansprucht. Die vielen kleinen Vereine, bei denen die Jugendarbeit in den Veedeln im Vordergrund steht, können davon nur träumen. Die großen Ratsfraktionen zögern seit eh und je, dem 1. FC Köln Grenzen zu setzen. Sei es, weil sie selbst die Erzählung glauben, dass der FC ähnlich wie der Karneval den Kern der kölschen Mentalität verkörpere. Sei es, weil sie Sorge vor dem Zorn der FC-Fans haben. Mit Fußball-Fanatikern, unter denen genug sind, um Köln an Spieltagen in einen Ausnahmezustand zu versetzen, legt man sich besser nicht an. Klimaschutz und Erholungsräume für Menschen und Tiere stehen dann hinten an.