Sieht nicht so schlimm aus, wie es ist: Brücke von Niehl zum Rheinufer

Und es geht doch!

Die beschädigte Niehler Hafenbrücke kann laut einem neuen Gutachten noch repariert werden

Die Bedeutung der Brücken und ihr oft schlechter Zustand sind in den Blickpunkt gerückt, seit im September die Carola-Brücke in Dresden teilweise eingestürzt ist. Auch manche Kölner Brücke ist in keinem guten Zustand und muss  saniert werden. Alle sind sie über Jahrzehnte vernachlässigt worden. Doch hat es den Anschein, dass auch in Köln die Bedeutung der Brücken erst ins Bewusstsein gerät, wenn sie gar nicht mehr zu nutzen sind. Eben das ist auch bei einer der unscheinbaren Brücken passiert: der Hafenbrücke in Niehl.

Keine hundert Meter lang und bloß vier Meter breit überspannt die Fußgänger- und Fahrradbrücke seit 1986 die Einfahrt zum Niehler Hafen. Sie verbindet so das Rheinufer mit Niehl und ist eine wichtige Querung: Die Radverbindung nutzen unter der Woche viele Berufspendler, um etwa zu den Büros und Betrieben in den Industrie- und Gewerbegebieten im Kölner Norden zu gelangen.

Dass das im Kölner Rathaus bis vor kurzem allen bekannt war, hätte man bezweifeln können. Denn seit die  Brücke gesperrt ist, nachdem am 18. Oktober vergangenen Jahres ein Schiff mit aufgestelltem Kran die Stahlkonstruktion rammte, hieß es zunächst, es gebe keine Möglichkeit das Bauwerk zu reparieren und eine Behelfsbrücke sei zu aufwändig und zu teuer. Stattdessen strebe man eine Erneuerung der Brücke an — »innerhalb von zwei Jahren«. In Niehl, wo die Brücke den Menschen auch dazu dient, im Sommer überhaupt zum Rheinstrand zu gelangen, sorgte das für Kopfschütteln und Empörung. Im Februar regten Fährkultur Köln-Nord, ein Verein in Niehl, der sich für eine Fährverbindung im Kölner Norden einsetzt, zusammen mit dem Niehler Bürgerverein (NBV) eine »Ersatzlösung durch eine Fähre« an — ohne Erfolg. Stattdessen gibt es bislang bloß einen schlecht ausgeschilderten Umweg um den Hafen herum, der gut fünf Kilometer beträgt.

Nun aber kommen plötzlich gute Nachrichten: »Vertiefte, gutachterliche statische Betrachtungen«, so die Stadt, hätten »ergeben, dass entgegen ursprünglicher Annahmen, die durch den Anprall beschädigten Bauteile im eingebauten Zustand auszutauschen sind«. Dabei hatte es im April diesen Jahres nach einem ersten Gutachten, mit dem die Stadt ein »einschlägig erfahrenes, renommiertes Ingenieurbüro« beauftragt hatte, noch geheißen, die Brücke sei nicht zu reparieren. Man müsse sie abreißen und eine neue Brücke bauen — erst Mitte 2026 könne diese dann eröffnet werden.  

Das neue Gutachten kommt indes zum Ergebnis, dass die Reparatur möglich und zudem die wirtschaftlichste und nachhaltigste Lösung sei. Die Kosten dafür werden derzeit mit knapp 1,6 Mio. Euro veranschlagt. Und es geht plötzlich alles schneller: Nur zwölf Wochen soll es dauern, alles wieder in Stand zu setzen. Und vergaberechtlich ist wegen der Dringlichkeit nun auch ein sogenanntes vereinfachtes Verfahren möglich.
»Der über die Brücke führende Verkehrsweg stellt eine zentrale Verbindung zwischen den verschiedenen Teilen des Hafens sowie den umliegenden Stadtteilen dar und hat ebenfalls eine große Bedeutung als Radpendlerroute«, heißt es nun ausdrücklich in der entsprechenden Beschlussvorlage. Außerdem trage die Querung »erheblich zur Entlastung der umliegenden Straßen bei« und fördere »die lokale Lebensqualität sowie die Umweltbilanz der Stadt«.

Der Verkehrsausschuss des Rates stimmte der Beschlussvorlage am 10. September zu, die zuständige Bezirksvertretung Nippes folgte wenige Tage später. Im Oktober sollen schon die Reparaturarbeiten beginnen. Im neuen Jahr könnten die Niehler dann wieder ohne Umweg ans Rheinufer gelangen — wenn alles nach Plan läuft.