Anmutige Irritation: Impression vom »İÇ İÇE«-Festival, Foto: Ceren Saner

Miteinander Verwoben

Das »İÇ İÇE«-Festival im Kulturbunker Mülheim denkt anatolische Musik neu

»Köln als Stadt ist für uns besonders, weil wir mit dem Festival das erste Mal nach NRW kommen«, so Melissa von İÇ İÇE, dem ersten und einzigen divers aufgestellten Festival für neue anatolische Musik in Deutschland. »Das Festival heißt so, da es eine Region in den Mittelpunkt stellt, in der schon immer viele Einflüsse zusammen kamen und Neues entstanden ist. Das gilt auch für den Stadtteil Mülheim, weshalb wir uns sehr darauf freuen, im Kulturbunker zusammenzu­kommen.«

Auftakt des Festivalwochenendes am 11. und 12. Oktober ist am Freitag die kostenlose Veranstaltung BİZ BİZE, auf Deutsch »unter uns« — zum Austausch der Diaspora und Begleitprogramm zur Vernissage der Ausstellung »Queerreality — New Realms of Surrealism«. Nach interdisziplinären Performances rundet İÇ İÇE DJ Katscha den Abend ab und stimmt auf den großen Festivaltag am Samstag ein.

Da wartet ein musikalisches Programm, das verspricht, tanzbar zu werden. So bringt der schnelle, fröhliche, rhythmisch forcierte Sound der Band Sinem New Wave mit türkischem Gesang zusammen. Traditioneller wird es mit Gaye Su Akyol, Ikone der türkischen Popszene. Bei ihr verwebt sich türkische Volksmusik mit einer großzügigen Menge Glitzer, Post-Punk, Grunge und Surf-Rock. Mit ihrem vierten ­Album »Anadolu Ejderi«, auf Deutsch »Anatolischer Drache«, ruft, sie begleitet von traditionellen anatolischen Instrumenten zu kollektivem Handeln auf. Gaye Su Akyols Stil, der Genregrenzen überschreitet, stellt eines der Kernelemente des mehrsprachigen Festivals aus: das Neuinterpretieren kultureller Fragmente und Identitäten. Dem treu verbindet die Singer/Songwriterin Hźja Netirk ihren feministischen Ansatz mit kurdischem Liedgut und nimmt das Publikum gemeinsam mit ihrem Duo-Partner Rico Danta und Gastmusiker Temburvan ­Diyadin auf eine Reise von Kurdistan bis Hamburg. Außerdem wird JaHa auftreten, das Geschwis­terpaar aus Köln, das für Diskriminierungssensibilität rappt und mit dem Track »Braune Augen« zum Filmsound vom Kinofilm »Ell­bogen« beiträgt.

İÇ İÇE, was auf Deutsch etwa »ineinander verschränkt« oder »miteinander verwoben« bedeutet, freut sich darauf, »alle Menschen gemeinsam tanzen zu ­sehen, die sich vom Programm angesprochen fühlen und wert­schätzend gegenüber sich und ­anderen sind. Alle, die eher auf Gemeinsamkeiten anstatt Widersprüche schauen oder auf das, was sie vereint, anstatt voneinander trennt«.

stadtrevue präsentiert
12.10., »İÇ İÇE«, Kulturbunker Mülheim, ab 15 Uhr