Kultur zwischen Tradition und Urbanität, zwischen Archaik und Digitalität, ©Mariia Kulikovska

Immer wieder Aufbruch

Im Comedia Theater erzählen Künstler*innen aus der Ukraine von ihrem Leben im Kriegszustand

Bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine veranstaltete André Erlen, Co-Leiter des Theaterkollektivs Futur3 und Mitbegründer der Freihandelszone, gemeinsam mit anderen einen Solidaritätsabend am Schauspiel Köln: Bewegend war dieses Zusammenkommen, als ukrainische Künstler*innen aus dem Luftschutzkeller per ­Live-Stream für das Publikum auf den roten Samtsesseln zugeschaltet waren. Es machte eindringlich die Zerstörung dieses Krieges bewusst. Zwei Jahre später hat sich an der Situation der ukrainischen Bevölkerung wenig geändert — und der Verein Blau-Gelbes-Kreuz, der humanitäre Hilfe für die Menschen vor Ort leistet, lädt zum zweiten Mal zum deutsch-ukrainischen Festival der Künste.

»Immer wieder Aufbruch« lautet der Titel des Festivals im Comedia Theater. An zwei Tagen können Besucher*innen die Geschichte, Kultur und den Alltag in der Ukraine kennenlernen. Auf dem Programm stehen Installationen, Konzerte, Filmscreenings, Lesungen, Workshops und Panels, eine »Kultur zwischen Tradition und Urbanität, zwischen Archaik und Digitalität«, wie es in der Ankün­digung heißt.

Im Aufbruch, mal wieder: Ukrainische Künstler*innen in Köln

Absurdes Theater bringt das NAFTA Theater aus der umkämpften Stadt Charkiw auf die Bühne: »Regenbogen über Saltiwka« erzählt von dem kafkaesken Versuch eines Protagonisten, eine Feier zu Ehren des Sieges der Ukraine zu organisieren. »Neue Musik« kommt von Viktoriia Vitrenko, Stimmkünstlerin, Pianisti n und Dirigentin, mit ihrer Komposition »Limbo« — ursprünglich der belarussischen Bürgerrechts-Aktivistin Maria Kalesnikava gewidmet, die zu elf Jahren Haft verurteilt wurde.

Gerahmt wird das Programm von Ausstellungen: Vom Widerstand der Frauen auf der Krim gegen Unterdrückung und Besatzung erzählt die Ausstellung »Lomykamin«, benannt nach einer zarten, unauffälligen Blume, die im Hochland wächst. Und »Lichtblicke«, kuratiert von Jugendlichen, die aus den okkupierten Gebieten nach Russland verschleppt wurden und befreitet werden konnten. Ihre Erfahrungen flossen auch in das Workshop-Spiel »Raus aus der Okkupation« ein, beides wurde 2022 auf der documenta15 in Kassel gezeigt.

Der finale Abschluss: Das Musikprojekt »Songs of woundings« des Jazz-Musikers Max Andrzejweski und der ukrainischen Sängerin Mariana Sadovska, das mit traditionellen Gesängen, alten Instrumenten und elektronischen Klängen eine mal meditative, mal aggressive Klanglandschaft erzeugt. 

Comedia Theater, 14. & 15.10.